Stadtgestaltung: Projekt kümmerte sich um Grünstreifen und Bepflanzungen.

Diese Beete hat es an der Sonnenallee noch nie gegeben: Ein echter Terrazzoschliff ziert den Straßenbaumkübel auf Höhe der Hausnummer sechs. An der Ecke Fuldastraße breiten sich um den Stamm der noch jungen Platane eine edel geharkte Kieseldecke aus, und um die Linde auf dem Mittelstreifen der Magistrale hat jemand einen kleinen Kräutergarten mit einer Umzäunung aus Dachlatten angelegt. Ein wertiger Höhepunkt findet sich schließlich an der Betonumrandung eines Baumes unweit des Hermannplatzes, dessen Fugen mit Gold-Mörtel gefüllt wurden.

Neue Aspekte

Alle diese Fleiß- und Detailarbeiten, die hier überhaupt nicht ins Bild der engen, viel befahrenen und geschäftigen Allee zu passen scheinen. Die Sonnenallee ist schließlich kein Ort zum spazieren gehen, zum flanieren oder zum bummeln. „Auf den eh schon schmalen Bürgersteigen an der Straße ist es hier in den vergangenen Jahren immer enger geworden. Viele Händler stellen immer mehr Artikel, Schilder, Stühle oder Tische vor ihre Geschäfte oder Restaurants. Es bleibt nur noch wenig Platz für Passanten“, erklärt Stadtplaner und Designer Jan Lindenberg, dessen Firma „Making Places“ sich über eine Ausschreibung des Quartiersmanagements mit der Gestaltung des namhaften Neuköllner Boulevards im vergangenen Jahr beschäftigte. Unter der Aufgabenstellung „Sauberkeit und Ordnung“ sollten Maßnahmen entworfen werden, die der Straße einen schöneren Look verpassen sollten. „Mit Hinweis- oder Verbotsschildern hätte man sowieso nichts erreicht – und die Profis von der BSR machen ihren Job hier schon ja gut genug“, erläutert Lindenberg die Ausgangslage seines Projektes und ergänzt, „Wir wollten etwas mit mehr Wertigkeit schaffen und vor allem die Anwohner und Geschäfte mit in das Projekt einbinden.“

Mit Dokumentation

Mit dem Projekt „Gartenarchipel Sonnenallee“ scheint an der nördlichen Sonnenallee ein Anfang dazu gelungen zu sein. Die meisten Geschäftsinhaber und Beteiligten hätten sich von Beginn an begeistert von den Gestaltungen gezeigt und zum Teil selbst mit gemacht. „Wir haben sogar ein Handbuch für zukünftige Projekte dieser Art geschrieben. Die von Beginn an intensive Beteiligung der Anwohner und Geschäftsinhaber ist darin ein ganz wichtiger Aspekt, die wir ähnlichen Projekten unbedingt empfehlen wollen. Wir haben von Beginn an die Erfahrung gemacht, dass gerade kreative Gewerbe wie Konditoreien oder Friseurläden gleich ganz eigene Ideen mitbringen, um die Flächen vor ihren Geschäften zu gestalten“, erläutert Lindenberg, der an dieser Stelle die reine Materialbeschaffung als Projektbegleitung empfiehlt. Mit unserem Handbuch gibt es zukünftig auch Anleitungen zum erfolgreichen Umgang mit den Behörden wie Tiefbauamt oder dem Grünflächenamt bei solchen Projekten. Für einen weiterführenden Ausbau der Beete an der Sonnenallee möchte Lindenberg sich mit seinem Unternehmen auch im kommenden Jahr beteiligen. „Der besondere Reiz an diesen mitunter ökologischen Gestaltungen ist doch, dass man in der Sonnennallee auch mit Menschen zu tun hat, die sich mit diesem Thema in ihrem Alltag nur sehr wenig auseinander setzen.

Stefan Bartylla, Bild: Stefan Göllner