Politik und Verwaltung bereiten Parkpflegewerk vor.
Es klingt wie ein schlechter Witz. Ein Parkpflegewerk soll das Gartendenkmal Volkspark Wuhlheide wieder in einen denkmalwürdigen Zustand versetzen. So hat es der Senat vor 24 Jahren beschlossen. Passiert ist seitdem so gut wie nichts. Um ein Parkpflegewerk zu erstellen, fehlen Geld und Personal, so die Senatsverwaltung für Kultur und Europa in ihrer Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Lars Düsterhöft. Abgesehen von prominenten Stellen wie am FEZ oder an der Kindl-Bühne bleibt die Grünanlage weitgehend sich selbst überlassen. Innerhalb des Gartendenkmals, etwa am Spiel- und Tanzplatz, sorgen Arbeitslose in Beschäftigungsmaßnahmen alle zwei Jahre für Ordnung. Dementsprechend regiert in weiten Teilen der Wildwuchs. Das soll sich nun ändern.
Millionen benötigt
Düsterhöft und das Bezirksamt entwickeln derzeit einen Fahrplan, um das Parkpflegewerk, das eine langfristige und denkmalgerechte Entwicklung der Anlage verfolgt, endlich Realität werden zu lassen. Parallel führt der SPD-Politiker Gespräche, um die dafür nötigen Mittel in den Haushalt 2018/2019 einzustellen. Düsterhöft geht davon aus, das es eines zweistelligen Millionenbetrags bedarf, um den Volkspark herzurichten. „Einer der dicksten Brocken wird sein, die Betondecke auf dem früheren Gelände der sowjetischen Armee abzutragen, wahrscheinlich ist der Boden darunter hochgradig kontaminiert“, sagt er. Das Grünflächenamt bemüht sich derweil, Fördermittel einzuwerben. Bereits seit drei Jahren hat die Arbeitsgruppe „Maßnahmenplan Wuhlheide“ – ihr gehören Vertreter des Bezirksamts, des Vereins Pro Wuhlheide e.V. und des Senats an – damit begonnen, ein Konzept für die Umgestaltung des Volksparks zu erarbeiten. Dieser Prozess sei „noch nicht abgeschlossen“, lässt die Senatsverwaltung wissen.
Unter Bezirkspolitikern stößt ein Neustart für das Parkpflegewerk auf breite Zustimmung. Der Umweltausschuss hat vergangene Woche einen Antrag von Grünen, CDU, und FDP zur Annahme empfohlen, der das Bezirksamt auffordert, bereits vor Beendigung des „Projekts Treptower Park“ die Aufwertung des Volksparks Wuhlheide anzugehen und spätestens im kommenden Jahr mit den Planungen, möglicherweise mit der Entwicklung eines tragfähigen Konzepts, zu beginnen. „Ein Parkpflegewerk ist das richtige Instrument für die Umgestaltung der Wuhlheide, denn es sieht eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung vor“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Schlaak. „Bei der Entwicklung des Gebiets müssen die Bedürfnisse von Mensch und Natur beherzigt werden, gerade in den verwilderten Zonen gilt es, den Artenschutz zu beachten.“ Schlaak regt an, naturbelassene Picknickplätze anzulegen oder Angebote für Sportler und Kinder zu schaffen. Am 26. September stimmt die Bezirksverordnetenversammlung über den Antrag ab.
Die Planungen für den Volks- und Waldpark Wuhlheide begannen kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Bis Anfang der 30er-Jahre entstanden Sport-, Spiel- und Erholungsflächen, zum Teil auf naturbelassenen Wald- und Wiesenflächen. Ab 1945 erlebte das Ensemble krasse Eingriffe. Große Flächen im nordwestlichen Teil, darunter die Sportwiese und die Große Waldwiese, beanspruchte die Sowjetische Armee. Es kam zu Abholzungen des Waldes, Fremdnutzungen sowie mangelhafter Pflege. Auch die Umgestaltungen für den Pionierpark hinterließen Spuren. Und der Verfall begann.
Nils Michaelis, Bild: Thinkstock/iStock/Brian A. Jackson