boy (7-10) with down syndrome reading a book in a classroom

Bezirksparlament stoppt Schließung / Schulamt kündigt Runden Tisch an

Ursprünglich wollten Senat und Bezirk das sonderpädagogische Förderzentrum und die Grundschule der Pestalozzi-Schule in Zehlendorf schließen. Doch in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde das Vorhaben mit einem Beschluss gestoppt. Zum Schuljahr 2018/19 sollen laut Bezirksamt weitere Schüler aufgenommen werden. Nun mehren sich Stimmen, die Rahmenbedingungen für den Unterricht an dem Standort zu verbessern.

Eltern zufrieden

„Mit der Pestalozzi-Schule hätten wir ein wichtiges Förderzentrum verloren, die betroffenen Familien hätten somit weitaus längere Anfahrtswege zu Standorten in anderen Bezirken gehabt“, sagt Oliver Rolle (CDU), der stellvertretende Vorsitzende des Schulausschusses. „Um das zu verhindern, hat die BVV ein Stoppschild vor die Schließungspläne gesetzt.“ Die Eltern seien mit der Beschulung dort sehr zufrieden, wenngleich die Anmeldezahlen zuletzt rückläufig gewesen wären. Rolle geht davon aus, dass mit dem Votum der Bezirksverordneten für den Weiterbetrieb das Interesse der Eltern im Bezirk Steglitz-Zehlendorf an der Schule wächst. Allerdings sei der Standort am Hartmannsweiler Weg für die Zukunft besser aufzustellen. Rolle: „Zuletzt herrschte dort ein Mangel an Personal und finanziellen Möglichkeiten, das muss besser werden. Wir müssen jetzt mit den Lehrern und Eltern in Kontakt treten.“

Die BVV hat Ende Februar auf Initiative von CDU, FDP und Grünen das Bezirksamt aufgefordert, sämtliche Maßnahmen, die dem Zweck der Schließung der Pestalozzi-Schule dienen, einzustellen. Außerdem wurde das Bezirksamt ersucht, die Mitglieder des Schulausschusses umgehend ausführlich über die bisherigen Überlegungen von Schulamt und Schulaufsicht zur Zukunft der Pestalozzi-Schule zu informieren und eventuelle Pläne vorzulegen. Die SPD hielt dem Schulamt vor, die Planung jahrelang vernachlässigt zu haben.

Wichtige Verdienste

Einigkeit herrschte zwischen den Parteien, dass sich die Pestalozzi-Schule in Sachen Inklusion wichtige Verdienste erworben habe und eine Perspektive brauche. Im Anschluss war mancherorts von einer Ohrfeige für Schulstadtrat Frank Mückisch (CDU) die Rede. Davon will Rolle nichts wissen. „Die BVV hat lediglich Verwaltungshandeln korrigiert“, so Rolle. Mückisch war bis zum Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Anfang Februar waren Gespräche zwischen Schulamt und Schulaufsicht mit dem Ziel öffentlich geworden, den Lehrbetrieb in der Grundschule sowie im Förderzentrum der Pestalozzi-Schule wegen geringer Nachfrage auslaufen zu lassen. Eltern, Schüler und Lehrer demonstrierten für den Erhalt der Einrichtungen.

„Das Bezirksamt ist über sein Schulamt für die sogenannten äußeren Schulangelegenheiten zuständig“, erklärt Schulamtsleiter Henning von Wittich. „An der Ausarbeitung pädagogischer Konzepte können und dürfen wir uns daher nicht beteiligen. Dies obliegt der Schule selbst, die dabei von der regionalen Schulaufsicht unterstützt wird.“

Konstruktiver Einsatz

Der im „Tagesspiegel“ formulierte Vorwurf, es habe eine schleichende Schließung der Pestalozzi-Schule stattgefunden, sei falsch, so der Amtsleiter: „Alle Beteiligten haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Zuständigkeiten über einen langen Zeitraum positiv und konstruktiv für die Schule eingesetzt.“

Wie bereits gegenüber der Schule, den Eltern sowie weiteren Gremien (BSB, Schulausschuss der BVV) angekündigt worden sei, werde zeitnah zu einem Runden Tisch eingeladen. An diesem werde sich auch das Schulamt beteiligen. „Welche Ideen der Runde Tisch entwickeln wird, um die Zukunft der Pestalozzi-Schule positiv zu gestalten, lässt sich aktuell noch nicht sagen“, so von Wittich.

Text: Nils Michaelis, Bild: Thinkstock/Stockbyte/George Doyle