In einem Neubau sollen Flüchtlinge und Deutsche wohnen.

Noch ist es ruhig auf dem Grundstück der Quedlinburger Straße 45. Um den Neubau, der hier bis 2020 entsteht, gibt es aber seit Monaten hitzige Diskussionen. Bereits 2016 kamen erstmals Pläne auf, das Areal für einen sieben- bis achtstöckigen Neubau zu nutzen.

Neubau kommt

Laut Kooperationsvereinbarung des Senats, der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH (WBM) und des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sollten in der Unterkunft – wie an vielen anderen Orten in Berlin auch – ausschließlich Geflüchtete wohnen. Für rund 580 von ihnen soll hier Platz sein. Doch schon bald regte sich im Kiez Widerstand gegen das Konzept. Denn: Für viele Anwohner behindert dieses die Integration der neuen Bewohner. „Wir unterstützen ausdrücklich, dass im Stadtbezirk Charlottenburg Wohnungen für Flüchtlinge gebaut werden. Diese Menschen haben durch Krieg und Flucht alles verloren und wir müssen ihnen helfen, in unserem Land eine neue Heimat zu finden. Sie sollen aber mitten unter uns leben und so integriert werden“, heißt es unter anderem von der Bürgerinitiative Quedlinburger Straße 45.

Brennpunkt befürchtet

Sie befürchten, dass durch den Bau ein neuer sozialer Brennpunkt auf der Mierendorff-Insel entsteht. Auch der Ausschuss für Integration forderte das Bezirksamt auf, „einen Integrationsplan für die künftigen Bewohner des neu zu bauenden Hauses für Geflüchtete sowie auch für die umliegenden Einwohner der Mierendorff-Insel zu erstellen“. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) versteht laut eigenen Angaben die Bedenken der Anwohner und lud sie deshalb zu einem Gespräch ein.

Konzept überarbeiten

Das Ergebnis präsentierte er nun in der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung. Er sieht die Notwendigkeit, „eine Durchmischung von zu uns geflüchteten Menschen und anderen eine Wohnung suchenden Menschen“ zu schaffen, um die Integration zu fördern. Entsprechende Gespräche habe es bereits mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften gegeben. Am 24. September findet außerdem ein Treffen mit dem Berliner Integrationsstaatssekretär Daniel Tietze (Linke) und dem neuen LAF-Präsidenten Alexander Straßmeir statt. Der Forderung aber, die Bewohnerzahl zu minimieren, wird das Bezirksamt nicht nachkommen können. Eine solche Maßnahme würde laut Naumann lediglich „das Problem der Wohnungsnot an anderer Stelle verstärken“. Die Bürgerinitiative fordert, maximal 150 Flüchtlinge in der Quedlinburger Straße unterzubringen. Derzeit laufen auf dem Grundstück sogenannte vorbereitende Maßnahmen, der Baustart soll im zweiten Quartal 2019 erfolgen. Mit welchem Konzept, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Datum: 10. September 2018, Text: Katja Reichgardt, Redaktion, Visualisierung © Stefan Amann