House of Music eröffnet auf dem RAW-Gelände.

Mit dem House of Music hat Berlin seit Anfang April einen neuen Hotspot für alle Freunde der Rock- und Popmusik in Friedrichshain-Kreuzberg. 10,5 Millionen Euro hat die Kurth-Unternehmensgruppe in eine rund 150 Jahre alte und seit 40 Jahren leerstehende Fabrikhalle auf dem RAW-Gelände an der Warschauer Straße investiert, um hier innerhalb von drei Jahren Bauzeit aus der Bauruine einen modernen Ort für schallisolierte Probe-, Konzert- und Vorführräume sowie Platz für Büros und Agenturen zu schaffen. Verteilt sind diese Angebote auf vier Etagen. Wenngleich auch das Gebäude mit rund 4.300 Quadratmetern Nutzfläche noch nicht ganz fertiggestellt ist und auch noch nicht alle Büromieter hier Quartier bezogen haben, können Musiker hier bereits seit Anfang April mit ihren Proben loslegen.

Auf Top-Niveau

Noisy-Musicworld-Chef Christian Rüsenberg (Mitte), im Hintergrund rechts: Investor Laurentz Kurth

Und das funktioniert mithilfe einer in Berlin bislang noch nie gebotenen Technik ganz hervorragend. Jeder der 26 Proberäume ist auf 800 Stahlfedern gelagert und wurde im Spezialverfahren mit bis zu 13 verschiedenen Materialschichten ausgekleidet. Das sorgt dafür, dass kein Mucks nach außen dringt und der Klang sich drinnen zum Genuss entfaltet. Der Mietpreis einer einzelnen Kabine bleibt hingegen fair: Je nach Tageszeit und Raumgröße liegen die Kosten zwischen fünf und 30 Euro pro Stunde. „Ich habe ausgerechnet, dass wir bis zu 2.500 Bands im Monat mit ausreichend Probemöglichkeiten versorgen könnten“, sagt Christian Rüsenberg, Chef der noisy Musicworld Berlin, die ihre Proberäume in den vergangenen zwanzig Jahren in einem Hinterhofhaus an der Warschauer Straße betrieben hat und nun hierher gezogen ist. „Die neuen Möglichkeiten hier sind perfekt“, sagt Rüsenberg.

Neben der guten Technik gibt es auch Shops, Fortbildungsmöglichkeiten, Beratungsangebote sowie eine große Bar im Erdgeschoss, die sich optimal als Treff anbietet. Noisy Musicworld will auch in Zukunft gemeinwohlorientiert handeln und alle Gewinne der nächsten fünf Jahre in günstige Proberaummieten, tariforientierte Mitarbeiterlöhne sowie soziale Projekte investieren.

Briten sind drin

Als weiterer großer Mieter konnte das British and Irish Modern Music Institute (BIMM) für das neue Haus gewonnen werden: BIMM bietet eine Reihe von Vollzeitstudiengängen im Thema Popmusik und zertifizierte Abschlüsse in Disziplinen wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, Songwriting, Musikbusiness und Musikproduktion an. In den oberen beiden Etagen des Hauses unterhält das Institut eigene Tonstudios und Kreativsuiten, in denen Musik in höchster Qualität produziert werden kann. Als weiterer Bildungsanbieter und gemeinnützige Beratungsstelle in Sachen GEMA und öffentlicher Förderung zieht noch das Music Pool Berlin in das neue Haus ein. „Getreu unserem Motto ’Aus der Szene für die Szene’ freuen wir uns darauf, hier eine zentrale Anlaufstelle für die Berliner Musikschaffenden anbieten zu können“, sagt Kirsten Grebasch, Projektmanagerin von Music Pool Berlin.

Dem Vernetzungsgedanken begegnet auch RAW-Investor Laurentz Kurth mit Begeisterung. „Wir werden auch weitere Projekte aus der Kreativwirtschaft auf dem Gelände hier vernetzen. Der Bedarf an Flächen für das Freizeit- und Kreativsegment ist in Berlin riesig“, sagt Kurth, der den Kontakt zu den Mietkandidaten für das House of Music über den Astra-Kulturhaus-Betreiber Thomas Brandt erhalten hatte. „Wir werden auch in Zukunft versuchen, den Netzwerkgedanken der vorhandenen Mieter auf dem Gelände aufzugreifen und weiter zu entwickeln“, verspricht der Investor.

Datum: 13. April 2019, Text: Stefan Bartylla, Bilder: Stefan Bartylla, noisy-Musicworld, Sebastian Grimberg