Soziales: Verein hilft Kindern, mit der schweren Krankheit ihrer Geschwister fertig zu werden.

Ein schwerkrankes oder behindertes Kind verändert ein harmonisches Familienleben von heute auf morgen – vor allem, wenn es noch einen Bruder oder eine Schwester gibt. Alle Liebe und Fürsorge der Eltern konzentrieren sich dann meist auf das kranke Kind und die Geschwister fühlen sich plötzlich vernachlässigt. Gerade für diese Kinder startete der Verein Traglinge jetzt ein ganz besonderes Projekt.

Kinder ziehen sich zurück

Die Projektleiterin Bettina Stenzel kennt die Belastungen und Probleme dieser sogenannten vergessenen Kinder aus ihrer täglichen Arbeit mit den betroffenen Familien: „Viele ziehen sich zurück und reden nicht mehr darüber, was sie bedrückt. Bei uns sollen die Kinder wieder lernen, Wünsche zu äußern oder auch mal nein zu sagen. Sie müssen verstehen, dass sie nicht immer zurückstecken müssen“, sagt die Projektleiterin.
Bewusst Zeit verbringen. Das Projekt besteht aus vier Geschwistertagen im Jahr sowie einem dreitägigen gemeinsamen Ausflug. Am ersten Geschwistertag lernen sich die Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren zunächst über Spiele und Übungen untereinander kennen, sie basteln gemeinsam oder lauschen spannenden Geschichten. Sie erfahren spielerisch, wie sie Stresssituationen bewältigen können und wie sich dieser Stress äußern kann. Am letzten Geschwistertag sind dann die Eltern mit dabei – gerade die Beziehung zu ihnen ist oft großen Belastungen ausgesetzt. „Den Kindern ist nicht immer klar, warum das Eisessen wieder ausfällt oder sie wieder zu den Großeltern müssen“, sagt Stenzel. Deswegen rät sie Eltern, bewusst Zeit mit ihrem gesunden Kind zu verbringen, die Krankheit des anderen nicht zu tabuisieren, sondern offen über die Situation zu sprechen. „Viele Kinder wissen noch nicht einmal, um was für eine Erkrankung es sich bei ihren Geschwistern handelt.“

Der Verein Traglinge will Eltern und Kindern gerade in der ersten schwierigen Zeit zur Seite stehen. Ein Team aus Nachsorgeschwestern und einer Sozialpädagogin begleiten unter anderem Eltern in ihren Erziehungsaufgaben und unterstützen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Für seine Arbeit hat der Verein vom Bezirk jetzt eine Förderung von 10.000 Euro erhalten. Damit will Bezirksstadtrat Frank Bewig (CDU) den gesunden Kindern dabei helfen, ihren Platz in der Familie wiederzufinden.

Daniel Seeger, Bild: Bezirksamt Spandau