Stadträtin Sabine Weißler will die Infrastruktur für Radfahrer verbessern.
Der Plan, wo Fahrradwege in diesem Jahr saniert und wo neue Radwege hinzukommen sollen, steht. Die neu gewählte Stadträtin für Straßen und Grünflächen, Sabine Weißler (Die Grünen), will Mitte fahrradfreundlicher machen. „Dazu bedarf es nicht nur neuer Radwege, sondern die komplette Infrastruktur muss auf eine größere Anzahl Fahrradfahrer angepasst werden“, sagt sie. Künftig wolle sie Autos in diesem dicht besiedelten Bezirk nahezu überflüssig machen.
Vorhaben für 2017. In sechs aufeinanderfolgenden Bauabschnitten ist geplant, die Radwege auf der Seestraße zwischen Müllerstraße und Reinickendorfer Straße zu sanieren. Rund 670.000 Euro werden dafür veranschlagt. Die Stromstraße wird zwischen Alt-Moabit und Lessingbrücke sowie zischen Perleberger Straße und Turmstraße auf Vordermann gebracht. Weiterhin bekommen die Radwege auf der Sickingenstraße ein Fresh-up. Eine reine Fahrradstraße ist auf der Antwerpener Straße geplant. Auf der 720 Meter langen Strecke könnten Studierende der Beuth Hochschule für Technik, die einen Standort am Tegeler Flughafen nach dessen Schließung errichten will, gefahrlos hin- und herradeln.
Gebaut werden soll in diesem Jahr außerdem der Spreeradweg einschließlich Schleswiger Ufer in Moabit. Das Ziel ist, diesen bis zum Jahr 2020 fertig zu bekommen. Der restliche Abschnitt an der Budapester Straße/Stülerstraße sowie die Annenstraße, die Chausseestraße (in mehreren Abschnitten im Zuge der Tunnelsanierung durch die BVG) und der Abschnitt Hanna-Arendt-Straße/Französische Straße stehen außerdem auf dem Neubau-Programm. Die Basis für einen fahrradfreundlichen Bezirk sei sehr gut, sagt Weißler: Viele Radverbindungen führen durch Mitte und dadurch haben wir eine gute Startposition.“ Leider sei das Vorantreiben einer guten Infrastrukur für Radfahrer nicht nur Sache des Bezirks. Alle Projekte werden in Abstimmung mit der Senatsverwaltung und schließlich mit einer Anordnung durch die Verkehrslenkung Berlin (VLB) realisiert. Hier seien die Bearbeitungszeiten katastrophal. Siegfried Dittrich vom Straßen- und Grünflächenamt berichtet: „Nicht nur die Maßnahmen an sich werden ewig nicht bearbeitet, es geht schon bei den Baustellen los.“ Jüngst habe die Verwaltung ganze zwei Jahre auf die Anordnung einer Baustelle gewartet. Der Höhepunkt: Für einen Zebrastreifen gingen einmal mehr als 13 Jahre von der Idee bis zur Umsetzung ins Land. „Wir brauchen dringend eine andere Anordnungs- und Genehmigungsroutine über die VLB“, sagt Weißler. In dieser Sache spreche sie für alle Berliner Bezirke.
Attraktive Alternative
Wenn der Bezirk es schafft, mehr Menschen aufs Fahrrad zu locken, müssen die Weichen auch für das Abstellen des Drahtesels geschaffen werden. „Infrastruktur besteht eben nicht nur aus Wegen und Straßen“, so Weißler. Pendler sollen das Fahrrad als attraktive Alternative zum Auto empfinden.
Ob Mitte fahrradfreundlichster Bezirk Berlins ist, wird sich zeigen. „Aktuelle Radzählungen laufen gerade erst“, sagt Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne). Aus einer Zählung aus 2008 ging der Bezirk als Drittplatzierter hervor. Wichtig für Sabine Weißler sei es, dass Radfahrer in Mitte, diesem engen und dicht besiedelten Bezirk, in dem nicht nur sehr viele Menschen wohnen, sondern auch arbeiten, sicher radeln können. In den vergangenen Jahren wurden bereits rund 10 Millionen dafür investiert. Und es muss weitergehen. „Denn manche Knotenpunkte sind immer noch kreuzgefährlich für Fahrradfahrer“, sagt Weißler, und weiter: „Ich hasse zum Beispiel die Reinhardtstraße.“ In 2017 stehen für ganz Berlin speziell für die Förderung des Radverkehrs 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Sara Klinke, Titelbild: Thinkstock/iStock/freie-kreation, Bild: Thinkstock/iStock/jankuenzel