Public Viewing: Bezirk Pankow will die vier Wochen großzügig und wohlwollend handhaben.
Die Vorfreude steigt, das Sommermärchen kann beginnen: Berlins Lokalitäten, von der kleinsten Eckkneipe bis zum mondänen Club, Biergärten, Parks und Kulturtempel laden während der Fußball-EM vom 10. Juni bis 10. Juli zum Public Viewing. Vier heiße Wochen, turbulent und laut, weltweit von Millionen Fans einträchtig im Freien vor Fernsehern und Großleinwänden verbracht. Auch in Berlin. Die größten Leinwände locken erneut Hunderttausende auf die Fanmeile am Brandenburger Tor. Nicht nur hier heizt das Fußballfieber die Stimmung an, Bier fließt reichlich, diskutiert wird heftig, der Torjubel schallt stundenlang durch die Nacht. Fußballgucken unter freiem Himmel, in geselligen kleinen und größeren Runden mit vielen Freunden – das hat eine gute Tradition auch in Berlin.
Harte Prüfung
Doch diese vier Wochen sind auch eine harte Prüfung für das menschliche Zusammenleben. Da die Spiele in Frankreich um 20 Uhr bzw. 21 Uhr angepfiffen werden, enden sie erst gegen 22 Uhr oder später. Was dem Fan lieb und teuer ist, bringt so manchen schlafgestörten Nachbarn in Rage. Konflikte mit dem Lärmschutz sind programmiert, der Zoff kocht hoch, viele rufen die Polizei. Allerdings schreitet diese anlassbezogen erst spät ein: Denn Bundesrat und Bundesregierung haben das Fußballfeiern im Freien bis zum Abpfiff genehmigt. Während der Zeit des Sportevents wurde der nächtliche Lärmschutz über 22 Uhr hinaus gelockert und erlaubt nun auch Fußballjubel über 55 Dezibel hinaus. Die Ausnahmeverordnung erweitert den Spielraum der Kommunen, Fußballübertragungen im Freien auch in den Nachtstunden zu genehmigen, was sonst an den Lärmschutzregeln scheitern würde. Nach dem Endspiel ist dann alles wieder beim Alten. Allerdings gilt nach wie vor: Der Veranstalter muss sein Public Viewing behördlich genehmigen lassen. Diese müssen dann abwägen zwischen dem öffentlichen Interesse an den Spielen und dem Schutz der Nachtruhe, bevor der Wirt den Bildschirm rausstellen darf. Eigentlich. Denn manche Bezirke drücken ein Auge zu und sehen das mit der speziellen Genehmigung nicht so eng. Pankows Umweltstadtrat Torsten Kühne (CDU) verweist auf die generelle Genehmigung für einen Schankvorgarten – alles andere werde man „großzügig und wohlwollend“ handhaben. Lediglich fünf Pankower Wirte haben bisher eine Ausnahmegenehmigung beantragt – von rund 1.000 Lokalen im Bezirk mit Schankvorgarten. Außerdem handle es sich um eine Grauzone, weil schwierig zu entscheiden sei, ob der Bildschirm gerade noch im Kneipenbereich oder bereits auf der Straße stünde. Man werde sich mit Bußgeldern zurück halten, da die Bundesregierung Ausnahmen zulasse; auch nach der WM 2014 habe man keine Bußgelder verhängt.
Wo kann ich noch schauen?
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[tab title=”Tante Käthe am Mauerpark”]
Sowohl drinnen als auch draußen werden bei Mauersegler & Tante Käthe in der Bernauer Str. 63-64 in HD auf Leinwänden alle EM-Spiele gezeigt. Als Rahmenprogramm können Besucher tippen, Kicker spielen oder Biere aus Ländern der EM-Teilnehmer probieren.
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[tab title=”Schwalbe in der Pappelallee 65″]
Bei Fußball-Großereignissen ist die „Schwalbe” regelmäßig immer ganz vorne dabei mit Übertragung der Spiele auf Großbildleinwand. Einen Platz sollte man sich aber möglichst früh sichern, wenn man nicht stehen will.
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[tab title=”Biergarten auf dem Pfefferberg”]
Seit zwei Jahren gibt dort auch einen Biergärten, der zum Public Viewing genutzt wird. Jetzt findet auch die EM 2016 hier statt, wenn auch im etwas kleineren Rahmen. Eine Leinwand wird es dieses Jahr nicht geben, aber dafür werden mehrere Fernseher im Biergarten aufgestellt.
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[tab title=”Weitere Orte”]
- Kulturbrauerei Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 36
- Biergarten, Pratergarten, Kastanienalle 7-9
- Emils Biergarten, Berliner Straße 80-82 in Pankow
- Spok, Nordendstraße 56 in Niederschönhausen
- Bucher Chaussee in Karow.
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Jürgen Zweigert, Bild: Tante Käthe