Neuausrichtung: Stiftung Stadtmuseum Berlin hat viel vor.

Jahrelang dümpelte das Märkische Museum vor sich hin. Weit ab von den üblichen Tourismusrouten und auch von den Berlinern nicht unbedingt geschätzt, geriet es höchstens dann mit in die Schlagzeilen, wenn im nahen Zwinger mal wieder eine Bärin eingeschläfert werden musste. Um so überraschender war, dass der Senat dem renommierten niederländischen Museumsleiter Paul Spies den Chefposten der Stiftung Stadtmuseum Berlin antrug. Gleich in seiner ersten Arbeitswoche versprach der Kunsthistoriker, im Juli dieses Jahres einen Masterplan für die zukünftige Konzeption der Stiftung Stadtmuseum und der geplanten Berlin-Schau im Humboldt-Forum vorzulegen (siehe unten). Das hat Spies nun kürzlich auch getan.

Schätze heben

Paul Spies (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
Paul Spies (Stiftung Stadtmuseum Berlin)

„Weltweit ändern sich Städte und gewinnen an Bedeutung, sie sind die ‚Schnellkochtöpfe‘ einer neuen globalen, superdiversen Gemeinschaft“, erklärte Spies bei der Vorstellung seiner Pläne. Die Stadtmuseen würden sich mit den Städten verändern und sich in einer Umbruchphase befinden. „Stadtmuseen haben das Potenzial“, so Spies, „die Analysten und Katalysatoren der Stadtidentität zu sein. Sie können die vielfältigen Stadtakteure und Communities ansprechen und sie für ein aktives Partizipieren am Leben und der Kultur ihrer Stadt gewinnen.“

Diese Visionen möchte Paul Spies gerne auf die fünf Häuser des Stadtmuseums Berlin übertragen: Märkisches Museum, Ephraim-Palais, Nikolaikirche, Knoblauchhaus und Museumsdorf Düppel. Hinter all den Standorten und der fulminanten Sammlung verbergen sich Zeitschichten und wahre Schätze. Gemeinsam bieten sie enormes Potenzial, die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der (Welt-)Stadt Berlin bildhaft, glaubwürdig und multiperspektivisch zu erzählen sowie in den Dialog mit den Menschen der Stadt und ihren Gästen zu treten. Vernetzung, Kooperation und Teilhabe werden grundlegende Prinzipien der Museumsarbeit sein – offline wie online.

Profile schärfen

Das Stadtmuseum Berlin der Zukunft soll der zentrale Ort und Ansprechpartner für die Geschichte Berlins sein – ein „Informations- und Verteilerzentrum“, das einerseits die Stadtgeschichte aufbereitet und andererseits im Sinne kooperativen Denkens und Wirkens auf Orte verweist, an denen Berlin-Geschichte ebenfalls erlebbar ist beziehungsweise weiterführende Informationen zu finden sind. Unter dem Namen Stiftung Stadtmuseum Berlin sind bislang alle fünf Museen sowie alle über-greifenden Aktivitäten und die Kommunikation gebündelt.

Welche Häuser mit welchem Profil dazu gehören, ist der Öffentlichkeit trotz der mehr als 20-jährigen Geschichte der Stiftung kaum bekannt. Daher soll das Stadtmuseum Berlin künftig nur noch intern, in Angelegenheiten der Förderung und Verwaltung sowie bei offiziellen Auftritten im Vordergrund stehen. Teil dieser Neuausrichtung ist es, stattdessen die einzelnen Standorte weiterzuentwickeln und ihr Profil zu schärfen. Jedes Museum soll eine unverwechselbare Identität erhalten, bekannt werden und sich mit einem klar definierten Profil positiv in der Öffentlichkeit verankern.

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[acc_item title=“Museumsdorf Düppel“]

Das Museumsdorf Düppel baut nach umfassender Sanierung und Restaurierung seinen Ruf als international anerkanntes Zentrum für Experimentelle Archäologie weiter aus. Es entwickelt sich zu einem der Partizipation und Nachhaltigkeit verpflichteten Ort, an dem das Leben im Mittelalter nachempfunden und erlebt werden kann.

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[acc_item title=“Märkisches Museum und Marinehaus“]

Märkisches Museum und Marinehaus werden eine Einheit bilden und das Herzstück eines neuen Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park sein. Das Märkische Museum wird durch das einzigartige historische Gebäude sowie herausragende Ausstellungen zu einem „Must see“ in Berlin. Das Marinehaus als Aktivitätenzentrum und Stadtlabor erweitert die Angebote des Märkischen Museums um neue öffentlichkeitswirksame Formate.

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[acc_item title=“Nikolaiviertel“]

Das Ephraim-Palais bleibt der Standort für große Sonderausstellungen zu Berliner (Alltags-)Kultur und Lebensgefühl. Das Knoblauchhaus ist der historische Ort, der am Beispiel der Biedermeier-Epoche die vielschichtige, wirkungsreiche (Berlin-)Geschichte der Umbruchszeit des 19. Jahrhunderts erzählt. Die Nikolaikirche soll Raum für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Ort sein.

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Manfred Wolf, Bilder: imago/Jürgen Ritter, Cornelius M. Braun, imago stock&people, Schöning; PHIL_DERA