Umwelt: Start-Up baut natürlichen Filter für eine bessere Luft.
Früher wurden unsere Matratzen mit Moos gefüllt, getrocknetes Moos wurde als Verpackungsmaterial beim Versand zerbrechlicher Objekte verwendet und Archäologen haben bei Ausgrabungen entdeckt, dass im Mittelalter in Mitteleuropa Moose sogar als Toilettenpapier verwendet wurden. Jetzt soll die grüne Polsterpflanze auch noch für eine bessere Umwelt sorgen. Das hochdekorierte Start-Up Green City Solutions entwickelte eine Mooswand als Filter gegen Feinstaub. Die vier Gründer Dénes Honus, Victor Splittgerber, Liang Wu und Peter Sänger kennen sich bereits seit Schul- und Unizeiten. „Auch wenn‘s abgedroschen klingt, aber wir wollten etwas Weltbewegendes machen. Unsere Studiengänge passten gut zusammen, und so haben wir die Geschäftsidee ,City Trees‘ entwickelt“, sagt Liang Wu. Eine vier Meter hohe und drei Meter breite, freistehende Wand, die von beiden Seiten mit Moos bepflanzt ist, hält den Feinstaub nicht nur fest, sondern kann ihn komplett abbauen. Ein perfekter Killer der schädlichen Staubpartikel. „Unsere Wand schluckt soviel Feinstaub aus der Luft wie 275 Bäume“, erklärt Wu stolz. Und sie kostet nur einen Bruchteil dessen, was Stadtbäume sonst verbrauchen. Der Preis für die Wand ist mit 25.000 Euro kalkuliert, sie hält ungefähr zehn Jahre lang und ihre Pflege kostet 2.000 Euro im Jahr. Alle sechs Monate muss das Moos geschnitten werden und wenn der Wassertank leer ist, wird das über eine E-Mail mitgeteilt. Den nötigen Strom zur Messung erzeugen Solarzellen. Die Wand verfügt aber auch über ein Auffangsystem für Regenwasser. „Unsere Mooswand kann auch als Werbefläche genutzt werden und sich dadurch finanzieren“, erklärt Liang Wu. Laut aktueller Stadtbaum-Kampagne kostet Kauf und Anpflanzen eines Straßenbaumes einschließlich einer etwa dreijährigen Pflege rund 1.200 Euro, die Ersparnis ist also enorm. Die City Trees haben übrigens noch den Nebeneffekt, ihre Umgebung zu kühlen – auf vollen Plätzen im Sommer sehr angenehm. Die vier Gründer sind zuversichtlich, dass sie ihr Produkt gut verkaufen werden und haben Wände bereits in Dresden, Klingenthal, Oslo und Hongkong aufgestellt. In Berlin steht eine Mooswand bereits am Südkreuz, weitere sind in diesem Jahr in der ganzen Stadt vorgesehen. In Stuttgart wird zurzeit mit Wänden von 100 Metern Länge an befahrenen Strecken experimentiert.
Anke Walter, Bilder: Green City Solutions