Prenzlauer Berg: Die Mieter des Topsstraße-Karrees sind verunsichert.

Wenn jemand handelt „wie die Axt im Walde“, dann meint der Volksmund damit, dass da einer ohne Rücksicht auf Verluste seinen Willen durchsetzt. Auf diese drastische Art und Weise ihre Ziele erreichen zu wollen – dieses Image hat sich die in Berlin ansässige Immobilienfirma Deutsche Wohnen in den zurückliegenden Jahren im wahrsten Sinne des Wortes erstritten.

Ob zuletzt der Ausfall der Heizungen bei circa 450 Mietparteien rund ums Kottbusser Tor im Januar, ob horrende Mietsteigerungen nach Modernisierungsarbeiten am Komplex Baumschulenstraße und Südostallee in Treptow oder – wie angekündigt – in der Grellstraße: Immer wieder beginnen sich Mieter, gegen die Deutsche Wohnen zu wehren und sich in Initiativen zusammenzuschließen.

Keine Informationen

Das Procedere ist immer das gleiche: Um „Baufreiheit“ herzustellen, werden erst einmal möglichst alte und möglichst große Bäume gefällt. Gerne auch ohne vorliegende Genehmigung oder eine entsprechende Ankündigung. Wie erst jetzt wieder geschehen im Modernisierungsprojekt Topsstraße/Eberswalder Straße. Da hatte das Bezirksamt, das sonst jedes gerodete Gebüsch per Pressemeldung öffentlich macht, schlichtweg „vergessen“, die Mieter über eine entsprechende Fällgenehmigung zu informieren.

So zumindest erklärte es der zuständige Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bd90/Die Grünen) bei einem Vorort-Termin mit komplett verunsicherten Mietern. Zwar hatte der Bezirk eine Vereinbarung über die sozialverträgliche Sanierung abgeschlossen und veröffentlicht, doch fühlen sich die betroffenen Mieter der mehr als 250 Wohnungen im Karree nicht wohl bei der Sache.

Kein Wunder, dass erst 20 Parteien eine Modernisierungsvereinbarung unterzeichnet haben. Das übrigens im komplett rechtsfreien Raum, liegt doch eine entsprechende Baugenehmigung seitens des Bezirks, die auch den Ausbau der Dachgeschosse sowie die Wiedererrichtung des Hauses Topsstraße 25 vorsehen soll, bislang gar nicht vor.

Erste Drohungen

Trotzdem mussten einige Mieter schon mal vorsorglich ihre Keller räumen, ohne ihnen zunächst einen neuen Platz für ihre Kohlen zuzuweisen. Andere Mieter beklagen sich über Schreiben, in denen Anwälte im Namen der Deutsche Wohnen mit teuren Gerichtsprozessen drohen, falls die Modernisierungsvereinbarung nicht unterzeichnet wird. Dabei begrüßt die Mieterinitiative die längst überfälligen Modernisierungen wie den Ersatz undichter Fenster oder den Einbau moderner Heizungen.

Was aber vor allem die älteren Mieter nicht stemmen könnten, wären, so Initiativen-Sprecherin Maja Müller, Mieterhöhungen von bis zu 75 Prozent. Bezirksstadtrat Kuhn versucht, zu beruhigen. Die Mieten würden bei 30 Prozent des Nettoeinkommens gedeckelt, es gäbe Härtefallregelungen und außerdem die unabhängige Mieterberatung Prenzlauer Berg, die ja schließlich Sprechstunden anböte. Und er habe den zuständigen Staatssekretär gebeten, über einen Rückkauf der Anlage nachzudenken. Kuhns Vertrauen in die Deutsche Wohnen scheint auch nicht all zu groß.

Datum: 8. Februar Text: Manfred Wolf Bild: Ulf Teichert