Investorengemeinschaft kündigt Zusammenarbeit auf.

Rund ein Jahr ist es her, dass das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, der Deutsche Werkbund Berlin und die Investoren des Areals „Am Spreebord“ die Festlegung einer „gemeinsamen Zielvereinbarung“ verkündet hatten. Nun ist die „Werkbundstadt“ offiziell gescheitert. Die Investorengemeinschaft habe die Zusammenarbeit aufgekündigt. Der Deutsche Werkbund bedauert die Absage des zukunftsweisenden Modellprojekts. „Die neuen Eigentümer sind offensichtlich nicht bereit, die Regeln der Zielvereinbarung einzuhalten; denn nicht mehr und nicht weniger haben wir verlangt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Uli Hellweg.

Mehr Wohnraum

Auf dem 2,8 Hektar großen Areal, ein ehemaliges Tanklager neben dem alten Kraftwerk, sollte eine urbane Musterwohnsiedlung entstehen. Für jede Parzelle wurden Vorentwürfe durch Architekturbüros erarbeitet. Wer für welches Grundstück planen sollte, wurde ausgelost. Dabei standen soziale und ökologische Aspekte sowie kurze Wege im Fokus. Rund 1.100 Mietwohnungen waren geplant, davon 30 Prozent mietpreisgebunden. Einige Bürogebäude, ein zentraler Platz und öffentliche Straßen sollten das Quartier an der Spree zusätzlich in die Umgebung integrieren.

Vorreiter-Rolle

„Das Projekt kann damit zum Vorreiter für eine klimaneutrale Stadtentwicklung werden“, erklärte Stadtentwicklungsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) noch vor knapp einem Jahr. Nun ist der Traum einer „Werkbundstadt“ an diesem Standort gescheitert. Laut Hellweg sind auch die zahlreichen Eigentümerwechsel Schuld am Scheitern. Seit dem Planungsbeginn wurde das Gelände mehrmals verkauft, aktuelle Eigentümer sind die Baywobau und die Investa. Zudem habe es das Bezirksamt in den letzten Monaten versäumt, auf die Einhaltung der Zielvereinbarung zu pochen. Nun soll das Projekt ohne den Werkbund Berlin verwirklicht werden – und damit auch weitestgehend ohne die schon 2016 entstandenen Entwürfe von 33 Architekten. Das zumindest teilten die Eigentümer mit. „Es ist sehr schade, dass die Idee des Werkbundes, an die weltberühmten Werkbundsiedlungen des 20. Jahrhunderts anzuknüpfen, offenbar gestoppt ist“, erklärt die stadtpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Jenny Wieland.

Die Grünen hatten sich zuvor dafür eingesetzt, dass das Areal nicht als Baufläche für den Einzelhandel, sondern für Wohnraum genutzt wird. Inwieweit sich die zuvor gesteckten Ziele für das Areal jetzt noch realisieren lassen, steht nicht fest. Einen neuen Namen für das Bauvorhaben gibt es hingegen bereits: „Am Spreebord“ soll die Siedlung künftig heißen. Wieland hofft, dass die Eigentümer sich an die Zielvereinbarung halten und die Ziele des Werkbundes dennoch in das Projekt einfließen, „auch wenn der Name selbst nicht mehr titelgebend ist“. Denn so sagt sie weiter: „Aus meiner Sicht, ist der Inhalt wichtiger, als die Verpackung.“

Datum: 8. November 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: Werkbund Berlin/Stefan Müller