Bezirk meldet Sanierungsbedarf an den Senat.

Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Wo sonst die mächtige Backsteinfassade des Ernst-Abbe-Gymnasiums das Straßenbild prägte, sind derzeit nur weiße Planen und Gerüste zu sehen. Bis zum kommenden Frühjahr wird die Schule in der Sonnenallee für sieben Millionen Euro von Grund auf saniert. Betroffen sind unter anderem die Sanitäranlagen, die Fachräume und die Fassade.

Neue Standards

Wahr ist aber auch: Der Sanierungsbedarf an Berliner Schulen ist riesig. Das Wahlversprechen des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) klingt gut: Innerhalb der nächsten zehn Jahre will der Senat sämtliche Berliner Schulen auf Vordermann bringen. Kürzlich haben die Bezirke den kurz-, mittel- und langfristigen Sanierungsbedarf ihrer Schulen an das Land weitergegeben. Dabei dürfte es Müller die Sprache verschlagen haben: Auf rund 4.9 Milliarden Euro kommen die Bezirksämter. Die Bezirke hatten auch die neuesten Standards bei Brandschutz, Energieeffizienz und Barrierefreiheit berücksichtigt. Die größte Summe nannte Tempelhof-Schöneberg mit 557 Millionen Euro. Neukölln meldete 452 Millionen. Den geringsten Sanierungsbedarf sehen Treptow-Köpenick mit 285 und Marzahn-Hellersdorf mit 298 Millionen Euro.

Mancherorts ist die Lage dramatisch: Kürzlich zogen 1.000 Schüler durch Steglitz-Zehlendorf, um gegen die Zustände an ihren Schulen zu protestieren. Am Lilienthal-Gymnasium in Lichterfelde ist Berichten zufolge die Turnhalle teilweise einsturzgefährdet und der Haupteingang seit mehreren Wochen gesperrt. Solche und andere massive Missstände schließt Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD) an den Schulen in Neukölln aus. „Seit 2001 investiert der Bezirk rund 80 Prozent seiner Baumittel in die bauliche Unterhaltung der Schulen, deswegen stehen wir besser da als viele andere Bezirke“, sagt er. Fälle von „Gammel-Schulen“ gebe es nicht. Ein kürzlich aufgetretener Legionellen-Befall in der Sporthalle der Otto-Hahn-Schule sei mittlerweile wieder beseitigt. Hans-Detlev Glücklich, der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses, betrachtet die Lage weniger rosig. Insbesondere Grundschulbauten, die älter als 30 Jahre sind, würden viele Mängel aufweisen. „Das liegt auch daran, dass die Hausmeister auf Sparflamme gesetzt wurden“, sagt er.

Die Arbeiten am Ernst-Abbe-Gymnasium sind nur eines von vielen Sanierungsvorhaben an den insgesamt 69 Neuköllner Schulen. 22 Millionen Euro flossen seit 2015 vom Land in die Sanierung der Neuköllner Schulen, so der Abgeordnete Joschka Langenbrinck (SPD). Auf die Überholung von Sanitäranlagen, Bodenbelägen, Beleuchtung und Brandschutz an der Hermann-Sander-Schule entfallen rund 1.44 Millionen Euro. An die Schliemann-Schule gingen etwa 3.8 Millionen Euro: Dort wurde die energetische Sanierung von Fassade, Fenstern und Dach und Toiletten angegangen.

Text+Bild: Nils Michaelis