Online-Petition will Milieuschutz rund um Rüdesheimer und Breitenbachplatz.
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat noch einiges nachzuholen, was den Milieuschutz anbelangt. Aktuell gibt es im gesamten Bezirk erst zwei festgelegte soziale Erhaltungsgebiete: Mierendorff-Insel und Gierkeplatz. Rund um den Klausenerplatz gilt zunächst der vorläufige Milieuschutz. Was auffällt: Bislang werden nur Charlottenburger vor Luxussanierungen und hohen Mieten geschützt. Viele Wilmersdorfer fordern nun auch für ihre Kieze mehr Schutz vor Verdrängung. In einer Online-Petition etwa wenden sich die Bewohner der Kieze rund um den Rüdesheimer und Breitenbacher Platz mit der Bitte um eine Aufnahme in das aktuelle Milieuschutz-Untersuchungsverfahren an Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne).
„Viele Mieten wurden hier bereits erhöht, Wohnungen in Eigentum umgewandelt. Die wenigen verbliebenen, vor allem Rentner sowie Familien mit Kindern sollen nun aller Wahrscheinlichkeit nach auch wegmodernisiert werden, weil durch den Kauf ganzer Wohnblöcke Investoren Rendite wittern“, heißt es in der Petition. Die Menschen in dem Kiez lebten demnach bereits in Angst um ihre Wohnungen und bezahlbare Mieten. Und auch im Ausschuss für Stadtentwicklung wurde das laufende Grobscreening-Verfahren in Wilmersdorf thematisiert. Der Ausschuss fordert ebenfalls, das Gebiet rund um die Binger Straße (Rüdesheimer Platz) in die soziale Erhaltungsverordnung aufzunehmen. „Nicht nur Charlottenburg, auch Wilmersdorf hat ein Problem mit Immobilienspekulation“, erklären die Teilnehmer des Ausschusses in einem Antrag für die kommende Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Der Kiez am Rüdesheimer Platz besitze ein erhebliches Aufwertungspotenzial, so die Begründung.
Der bezirkliche Armutsbericht weise für die Bewohnerschaft einen hohen Altersdurchschnitt auf. Bis zu 25 Prozent der Anwohner sind zudem auf soziale Hilfsleistungen angewiesen. „Deshalb sollte untersucht werden, inwiefern der Erlass einer sozialen Erhaltungsverordnung hier sinnvoll ist.“ Die Ergebnisse des gesamten Screenings sollen dem Ausschuss für Stadtentwicklung und der BVV außerdem schnellstmöglich vorgelegt werden. Wer die Kiez-Bewohner bei ihrem Anliegen unterstützen möchte, kann dies online tun.
Datum: 24. Februar 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/Joko