Deutsche Wohnen übernimmt Großsiedlung An der Kappe und dem Berliner Finanzamt geht die Grunderwerbsteuer verloren.

Zweimal hat die Großsiedlung „An der Kappe“, Borkzeile, Petzoldweg, Seegefelder Straße in den letzten zwölf Jahren den Eigentümer gewechselt. 2004 von der Gewobag an die in den Niederlanden ansässige Draaipunt Holding verkauft, hat jetzt die Deutsche Wohnen AG die 1.100 Wohnungen gekauft. Die Mieter hoffen jetzt, dass die erheblichen Baumängel endlich saniert werden.

Schlechter Zustand

„Der Zustand der Gebäude ist wirklich nicht der beste. Einige Wohnungen sind feucht und die Bausubstanz ist vernachlässigt“, sagt Rechtsanwalt Uwe Piper, Erster Vorsitzender des Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbundes (AMV). Zu Sanierungsmaßnahmen hält sich die Deutsche Wohnen bedeckt. „Wir haben noch keine genauen Pläne“, erklärt Marko Rosteck, Referent für Unternehmenskommunikation. Der Kauf der Großsiedlung wurde übrigens als „Share Deal“ abgewickelt. Als Share Deals werden Immobiliengeschäfte bezeichnet, bei denen Investoren nicht die betreffenden Immobilien selbst erwerben, sondern Anteile an der Gesellschaft, die ihrerseits eine oder mehrere Immobilien hat. Eigentümer bleibt weiterhin die Objektgesellschaft, während der Investor durch den Share Deal mit seiner Gesellschafterstellung nur mittelbares Eigentum an der Immobilie erlangt. Rechtlich handelt es sich um den Kauf eines Unternehmens, beziehungsweise einer Unternehmensbeteiligung und nicht um einen Immobilienkauf. So können ganz legal Steuervorteile geltend gemacht werden.

Mieter verunsichert

Die Mieter wurden bisher weder von der Draaipunt Holding, noch von der Deutsche Wohnen informiert. Lediglich die Cenda GmbH als bisherige Hausverwaltung hat den Mietern in einem Schreiben vom 14. Juni mitgeteilt, dass ihre Verwaltung zum 30. Juni ende und ab dem 1. Juli die Verwaltung durch die Deutsche Wohnen Gruppe erfolge. „Der AMV kritisiert es als ganz schlechten Stil, dass die Mieter bis heute nicht von der Draaipunt Holding in ihrer Eigenschaft als Vermieterin von dem Eigentümerwechsel informiert worden sind“, sagt Uwe Piper. Auch die Deutsche Wohnen habe sich bis heute nicht an die Mieter gewandt. „Die Menschen in der Siedlung sind alle verunsichert, weil sie nicht wissen, an wen sie ab dem 1. Juli ihre Miete zahlen sollen“, sagt Anwalt Uwe Piper. Nach einer Recherche des Senders rbb wurden in Berlin in den vergangenen fünf Jahren Share Deals über 13 Milliarden Euro abgewickelt. Da bei diesem Geschäftsmodell die mitverkauften Grundstücke von der Grunderwerbsteuer befreit seien, entgingen Berlin 690 Millionen Euro Steuern.

Anke Walter, Bild: Draaipunt Holding B.V.