Archäologie: Bei dem Fund könnte es sich um Naziopfer aus Auschwitz handeln.

Mysteriöser Fund auf einem Grundstück an der Harnackstraße: Archäologen der Freien Universität sind bei Grabungen auf menschliche Knochen gestoßen. Bereits 2014 haben Bauarbeiter auf dem Gelände Knochenreste gefunden, deren Herkunft bis heute nicht geklärt werden konnte. Damals gab es Kritik, weil die Knochen ohne nähere Untersuchung eingeäschert wurden. Das soll diesmal anders werden, frühestens Ende des Jahres ist mit Ergebnissen aus detaillierten Untersuchungen zu rechnen.

Leichenteile aus Ausschwitz

Die Knochen könnten dabei in die dunkelste Zeit der deutschen Wissenschaft führen. Wenige 100 Meter von der Fundstelle entfernt steht das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft. Dort befand sich bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik – und dorthin hatte der KZ-Arzt Josef Mengele bis Kriegsende Leichenteile aus Auschwitz geschickt. Die Fundstelle liegt am Rande des ehemaligen Gartengeländes einer Villa (heute Ihnestraße 24), die damals vom Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts bewohnt wurde.

Schwieriges Erbe

„Die Max-Planck-Gesellschaft hat ein schwieriges Erbe ihrer Vorläuferorganisation, der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft, angetreten“, sagt Max-Planck-Präsident Prof. Dr. Martin Stratmann. „Wir sind daher an der Einordnung der Funde sehr interessiert und unterstützen die Grabungen und die dazugehörigen Untersuchungen.“ Die Zusammensetzung der aktuellen Funde ist mit denen von 2014 vergleichbar. So fand das Forscherteam um Professorin Susan Pollock vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität neben menschlichen und tierischen Knochen Teile eines nachgeformten menschlichen Körpers aus Gips sowie runde Marken mit handschriftlichen Ziffern. Laut Pollock könnte so zumindest ein Teil der Knochen aus einer Skelettsammlung stammen. „Wann und wie die menschlichen Überreste bestattet werden, darüber kann erst nach Abschluss der Untersuchungen entschieden werden“, sagt FU-Sprecher Goran Krstin.

Daniel Seeger, Bild: Bernd Wannenmachen