Wer erinnert sich noch? Zeitzeugen zur Geschichte des Clubs gesucht.
Er gehört zu Lichtenrade wie der Dorfteich, Bohms Fliegerkneipe oder die Bahnhofstraße: Der LortzingClub. Die beliebte Jugendfreizeiteinrichtung in der Lortzingstraße blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Von einem Nazibonzen in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut und bewohnt, nach Kriegsende von sowjetischen Soldaten beschlagnahmt und dann von der amerikanischen Besatzungsmacht übernommen. Die GIs nutzten die imposante Villa im Landhausstil bis 1948 als Offiziersclub, bis schließlich der LortzingClub daraus wurde, die zweite Heimat für mehrere Generationen von Lichtenrader Kindern.
Zukunft ungewiss
Nach fast 70 Jahren in Kinderhand muss der LortzingClub nun um seine Zukunft bangen. „Seit der Club vom Bezirksamt an einen gemeinnützigen Träger übertragen wurde, ist nicht mehr viel in die Instandhaltung des Hauses investiert worden“, sagt Gerhard Moses Heß, Veranstalter des Jugendclubs. Das sieht man dem Haus auch an: Die Dachziegel sind verwittert, an den Fenstern bröckelt die weiße Farbe und auch sonst liegt vieles im Argen. Auch einer der Gründe, warum die Leiterin des Clubs, Carola Thiede, die spannende Geschichte des Hauses wieder zum Leben erwecken will. Sie fordert alle Lichtenrader auf, ihr bei der Spurensuche nach alten Dokumenten, Fotos und Zeitzeugen zu helfen. „Der Club ist ein Stück gelebte Lichtenrader Geschichte, die lebendig bleiben muss“, appelliert Carola Thiede an das Heimatgefühl im Kiez.
Bewegte Geschichte
Zu erzählen gibt es sicher viel über den LortzingClub. Zum Beispiel über den eigenen Pool, in dem viele Kinder ihren Freischwimmer gemacht haben. In der Nachkriegszeit das einzige Schwimmbad im Bezirk. Manchmal planschte hier auch das Club-Maskottchen, der Alligator „Swampy“ aus Florida. Oder über die junge Malerin, Ruth Baumgarte, die hier im Club Kunstunterricht gab und später berühmt wurde. Hat vielleicht noch jemand Zeichnungen oder Gemälde aus der damaligen Zeit? Swampy gibt es nicht mehr, der musste, als er zu groß und gefährlich für die Kinder wurde, 1952 ins Zoo-Aquarium umziehen. Auch der Pool ist verschwunden, der wurde zugeschüttet und heute ist Gras über ihn gewachsen. Aber der LortzingClub ist immer noch eine offene Einrichtung für Jugendliche. Mit Hausaufgabenbetreuung, gemeinsamen Mittagessen, Töpferkursen und Theatergruppe. Aber leider mit einer unsicheren Zukunft.
Tag der Begegnung
Im Sommer ist ein Tag der Begegnung im LortzingClub geplant. Eine Gelegenheit, generationsübergreifend von längst vergangenen Zeiten zu schwärmen. Die gesammelten Zeitdokumente sollen dann auch in einer Ausstellung präsentiert werden.
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Kotakt
lortzingclub@ahb-berlin.org
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Marley Lackermann, Bild: LortzingClub