Urbane Mitte

Das Projekt “Urbane Mitte” ist das Ergebnis eines Deals zwischen Bahn und Berlin. Flächen für den Gleisdreieck-Park gegen Baurecht. Doch nun hagelt es Kritik an den Plänen. Die sieben Baukörper würden demnach nicht zum Umfeld passen.

100.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in sieben Bauten, die bis zu 90 Meter hoch sind. Das Projekt „Urbane Mitte“ wird Kreuzberg sichtbar verändern. Dabei werden die Bauten keine neuen Wohnungen bieten. Es sollen Bürohäuser, ein Hotel und „Vergnügungsstätten“ entstehen.

Die Baupläne für die „Urbane Mitte“ gehen jetzt mit der öffentlichen Auslegung von „Baufeld Süd“ in die nächste Runde. Doch in Friedrichshain-Kreuzberg herrscht Unmut über das Projekt, wie der Tagesspiegel berichtete.

Etwa von Rainer Bohne. Er war Chef der Vereinigung für Stadt- Regional- und Landesplanung SRL und arbeitete Jahrzehnte in der Praxis, unter anderem beim Büro „Planwerk“. Er schreibt etwa in seiner Kritik an den Plänen: „Aus falschen planungsrechtlichen Einschätzungen wurde eine Bebaubarkeit abgeleitet“, die dann „nur in einer hohen Dichte und insbesondere durch Hochhäuser“ zu realisieren war. 

Vor allem politische Zusagen an den Eigentümer der Grundstücke hätten die öffentlichen Planungen gelenkt – und nicht der Grundsatz zur Weiterentwicklung Berlins als „Gemischte Stadt“. Heißt: Dass es keine Wohnungen geben soll, sei kritisch. Außerdem gebe es „keinerlei Untersuchungen zum Bedarf an Büroflächen, Sport- und Freizeiteinrichtungen“. Dabei komme es gerade auf dem Markt für Büroflächen „zu größeren Veränderungen, weil durch zunehmende Digitalisierung Büroflächen außerhalb der bisherigen Standorte“ verstärkt “Homeoffice oder Mobile-Office-Arbeitsplätze“ entstünden. 

Ein “Dorn im Auge” neben dem Gleisdreieckpark

Keine Rücksicht nehme das Projekt ferner auf sein Umfeld, wo „die Berliner Traufhöhe“ (rund 22 Meter) eingehalten werde. In das Parkgebiet mit weitläufigen kulturellen Nutzungen und Gewerbebetrieben werde das neue „Kerngebiet“ mit Bürotürmen und einem Hotel wie ein Fremdkörper wirken. Die Dichte werde „nicht aus der Gebietstypik und den Begebenheiten vor Ort“ abgeleitet, sondern allein aus dem Ergebnis des Wettbewerbs. Dieser fuße wiederum auf falschen Annahmen.

Bis zum 18. Februar liegen die Pläne noch in Raum 511 des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg in der Yorckstraße zur Ansicht aus. Auch auf der Website des Bezirksamtes sind diese einsehbar. Dort haben Interessierte auch die Möglichkeit, Stellungnahmen dazu abzugeben. Diese sind in die abschließende Abwägung der öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander einzubeziehen. Der Zeitraum der Beteiligung geht noch bis 18. Februar 2021

Baustadtrat Florian Schmidt warnt 

Mit einem Werkstattverfahren begann das Projekt am Gleisdreieck im Jahr 2014. Dafür gab es einen internationalen städtebaulich-architektonischen Wettbewerb. Diesen gewann das Büro „Ortner & Ortner Baukunst“. Die Realisierung übernimmt die „Copro Projektentwicklung“.

Baustadtrat Schmidt sagte, dass die Pläne seinerzeit auf einen „Deal zwischen Land Berlin und der Deutsche-Bahn-Vermarkterin Vivico“ zurückgehen. Dieser habe „günstige Flächen für einen großen Park gegen Baurecht für die Vermarktung“ anderer Flächen vorgesehen. Diese Vermarktung habe nun stattgefunden. „Wer das grundsätzlich in Frage stellt, muss sich mit erheblichen Entschädigungen auseinandersetzen die vom Land Berlin aufzubringen wären.“ Der Investor bekomme „keinen Freischein“, er müsse und werde viele Auflagen erfüllen.

Datum: 13. Februar 2021, Text: ast, Bild: COPRO/Stephen Weber