Nun doch kein Hotel an der Skalitzer Straße: Bauherr zeigt sich beeindruckt vom Aufstand.
Nachdem im vergangenen Jahr Bürgerproteste bereits die Ansiedlung des Start-Up-Google-Campus im Umspannwerk an der Ohlauer Straße verhindert hatten, scheinen wiederum lautstarke Proteste dafür zu sorgen, dass kein neues Hotel mit Einkaufszentrum an der Mariannenstraße entstehen wird. „No Hostel 36“ heißt die Bürgerinitiative, die jetzt einen Erfolg für den Erhalt der gewachsenen sozialen Strukturen im Kiez an der Oranienstraße feiern kann. Zahlreiche Protestschreiben an Bezirk und Senat sowie zuletzt auch eine Demo Anfang Februar hatte die Initiative formuliert, damit auf der Brache, die bislang einem Autohändler als Verkaufs- und Parkfläche diente, kein Großprojekt für Touristennutzung entsteht.
Alltagskultur wahren
Mitte Februar war es eine Demonstration, zu der rund 300 Nachbarn kamen, um gegen das Hotel-Projekt zu protestieren. „Nix gegen Touristen. Wir befürchten einfach, dass solche Projekte diesen Kiez kaputt machen“, sagt Melanie Merksch, die hier seit vier Jahren wohnt. „Ich liebe den Kiez und die Geschäfte und möchte, dass die Alltagskultur bewahrt bleibt. Ich könnte mir an diesem Ort gut eine Kita oder auch einen kleinen Stadtpark vorstellen“, ergänzt Sebastian Klinger, der von seinem Fenster aus die Bauräumung des Geländes in den vergangenen Wochen beobachten konnte. Platz für bis zu 750 Gäste sollte das Haus mit rund 150 Hotel- und 105 Hostel-Zimmern bekommen. Zudem sei ein Shopping-Bereich in den unteren beiden Etagen sowie ein Anfahrtsplatz für Reisebusse geplant gewesen.
Projekt verhindert
Hilfe zur Verhinderung des Projekts bekam die Initiative nun von Baustadtrat Florian Schmidt (Die Grünen): „Der Hotel-/Hostelbau in der Skalitzer ist stadtentwicklungspolitisch das falsche Projekt und wurde 2014 genehmigt“, bezog dieser in einem Twitter-Post Stellung und verwies auf inzwischen anders gelagerte Bedarfe im gesamten Berliner Stadtgebiet. Die jüngsten Proteste hätten nun auch die Eigentümerin, die Ideal Lebensversicherung, „.nicht kalt gelassen“ und man stehe „in Verhandlungen“. Auch Ergebnisse ließen dazu nicht lange auf sich warten. Jetzt soll statt des Hotels ein Bürogebäude mit „kleineren Ladeneinheiten“ im Erdgeschoss entstehen. Darüber hinaus beabsichtige die Ideal nun, die Flächen bevorzugt an im Bezirk bereits ansässige Firmen zu vermieten.
Auch gemeinwohlorientierte und Unternehmen mit sozialen Ansätzen kämen dafür in Betracht. Für die „No Hostel 36“-Initiative ist mit dieser Entscheidung die Sache aber noch längst nicht vom Tisch. „Was will die Ideal Versicherung? Ist vielleicht jetzt das Hotel kein Thema mehr, damit Platz für ein noch profitableres ’Geschäfts- und Bürogebäude’ geschaffen werden kann?“, lauten deren aktuelle Fragen, zu denen man Antworten von den Verantwortlichen hören möchte.
Datum: 22. Februar 2019, Text und Bilder: Stefan Bartylla