Runder Tisch protestiert gegen den Abriss der Großgaststätte.
Seit Jahren beschäftigt die Zukunft des maroden Strandbads Müggelsee die Menschen im Bezirk und nun gibt es auch noch handfesten Krach. Ende April soll die ehemalige Großgaststätte im Zuge der Sanierung des Ensembles abgerissen werden. So hat es der Bezirk beschlossen. Dafür hat der Bund bereits rund 500.000 Euro bewilligt. Der Bau ist nicht denkmalgeschützt und, wie Gutachten ergeben haben, mit Asbest sowie anderen Schadstoffen belastet. Der Runde Tisch läuft Sturm gegen den Abriss. Er will den „Würfel“ erhalten und als Poolanlage umbauen.
Nostalgische Momente
Viele Hauptstadtbewohner verbinden persönliche Erinnerungen mit dem Haus. Ende der 70er-Jahre wurde es als Ersatz für eine abgebrannte Gaststätte errichtet. Bis zum Jahr 2006 gab es ein Restaurant mit Disco. Seitdem steht der 1.800 Quadratmeter große Bau leer und verkommt. Doch dem Runden Tisch geht es nicht um Nostalgie. „Wer behauptet, die Großgaststätte passe nicht ins Ensemble, liegt falsch“, sagt Mitglied Gion Voges. „Ein Strandbad ohne gastronomisches Angebot ist niemals rentabel. Dort hat es seit den 30er-Jahren immer eine Großgaststätte gegeben.“ Voges, der sich im Verein Bürger für Rahnsdorf e.V. engagiert, hat mit Vertretern anderer Initiativen eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses gerichtet, um den Abriss zu stoppen. Eine Reaktion steht noch aus. Hier soll Landeseigentum vernichtet werden, das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft“, sagt er. Derzeit bereitet der Runde Tisch Protestaktionen im Bezirk vor.
Seit Jahren beteiligt sich Voges an öffentlichen Runden zum Strandbad Müggelsee und arbeitete mit an dem Nutzungskonzept für das Strandbad. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) wirft der Ingenieur vor, die Bürgerbeteiligung abrupt beendet und sich auf den Abriss festgelegt zu haben. Ein Sprecher des Bezirksamts verweist darauf, dass das Nutzungskonzept im Februar 2016 öffentlich präsentiert worden sei. „An dieser Informationsveranstaltung nahmen auch Mitglieder des Vereins Bürger für Rahnsdorf e.V. teil“, so der Sprecher. „Die Frage des Bezirksbürgermeisters an die Teilnehmenden, ob das Bezirksamt weiter auf dieser Grundlage am Nutzungskonzept arbeiten solle, blieb unwidersprochen.“ Das Areal solle so entwickelt werden, dass es den Interessen einer breiten Bevölkerungsschicht zugutekommen wird. „Der Fokus richtet sich nicht nur auf das Strandbad, sondern auf das Gesamtareal im Zusammenspiel mit dem Jugenddorf.“ Gerade wegen der künftigen Nutzung sei die geforderte Entkernung und Dekontaminierung des „Würfels“ nicht wirtschaftlich.
Mehr Gespräche
Verständnis für den Groll von Voges und anderen Mitgliedern des Runden Tisches kommt von den Grünen. „Die Bürgerbeteiligung wurde nicht konsequent bis zum Ende durchgezogen, man hätte die Entscheidung für den Abriss in Gesprächen vermitteln müssen“, sagt Fraktionschefin Claudia Schlaak. „Bei den Baumfällungen in Friedrichshagen wurde ebenfalls niemand vorab informiert.“ Gleichwohl steht Schlaak hinter der Entscheidung des Bezirksamts: „Wir können froh sein, dass wir dieses Gebiet endlich, dank der Fördermittel, mit geringem Aufwand für den Bezirk saniert bekommen.“
Nils Michaelis, Bild: imago/Bernd Friedel