Gegen die geplante „Coral World“ häufen sich Proteste.
Das Gefühl von Karibik und Ozean soll es in wenigen Monaten an der Rummelsburger Bucht zu erleben geben. Besucher sollen ganz nah ran kommen können an Haie, Rochen, Schildkröten und Korallen in der „Coral World“, die der Meeresbiologe und Naturaktivist Benjamin Kahn für rund 40 Millionen Euro auf einem 16.000 Quadratmeter großen Grünstreifen am Paul-und-Paula-Ufer bauen lassen möchte.
Ganz in der Nähe des Ostkreuzes sollen also in vier bis fünf Jahren bis zu 500.000 Besucher jährlich hierher kommen, um durch Unterwassertunnel zu spazieren oder in den Aquarien des Wasserparks schnorcheln zu können. Zum offiziellen Startschuss für dieses Projekt trafen sich in der vergangenen Woche Politiker aus dem Nachbarbezirk Lichtenberg mit dem Vizepräsident der Coral World International (CWI), Erez Ben-Nun zur Vertragsunterzeichnung.
Die Ortswahl
Für Erez Ben-Nun stand von Beginn an fest, dass der Ort am Rummelsburger See der richtige für die Berliner Coral-World ist. „Wir hatten uns auch Grundstücke an der Insel Eiswerder in Spandau und an der Mercedes-Benz-Arena in Friedrichshain angeschaut. Aber als wir das erste Mal hierher kamen, spürte ich sofort die besondere Aura dieses Ortes“, verriet der Israeli beim Pressegespräch, dass an Deck eines Solarbootes auf dem Rummelsburger See arrangiert worden war. Etwa vierzig Demonstranten begleiteten die Schifffahrt des Investors an diesem Tag mit Sirenen und Protestrufen von Booten aus.
„Wir möchten, dass die Freiflächen und die hier bereits vorhandene Natur so erhalten bleibt, wie sie ist und nicht bebaut und mit dem Besuch von jährlich bis zu einer halben Million Menschen belastet wird“, fasste Demonstrantin Larissa Gleich die Proteste der Gruppe zusammen, die auch auf der Beteiligungsplattform change.org in einer Petitionsmöglichkeit gegen das Projekt aufgeführt sind. Dies sind nicht die einzigen Argumente, die gegen das Wasserhaus-Projekt vorgebracht werden. Eigentlich waren Teile der Flächen am Paul-und-Paula-Ufer auch für andere Nutzungen im Gespräch: Wohnungen hätten hier entstehen können oder ein Schulneubau. „Beides realisieren wir an benachbarten Standorten an der Karlshorster Straße und im ehemaligen Polizeikomplex an der Rummelsburger Hauptstraße“, sagt Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) dazu.
zur Vertragsunterzeichnung in der vergangenen Woche
Für Naturschutz
Dass die Korallenwelt ausgerechnet an Berlins schmutzigstem Gewässer gebaut werden soll, deuten die Coral-World-Macher hingegen eher als Herausforderung. Bis in die 1990er-Jahre war Industrie am Rummelsburger See angesiedelt gewesen, die hier über einhundert Jahre lang ihre giftigen Abwässer einleitete – die Gifte befinden sich noch heute in einer Sedimentschicht am Grund des Sees. „Wir betrachten unser Projekt an diesem Ort auch als Angebot und Demonstration für den Umweltschutz“, erläutert CWI Berlin-Direktorin Gabriele Thöne dazu. Politiker und Investoren rechnen nun damit, dass der Baustart zum März 2018 realisiert werden kann. Alles was dazu noch fehlt, ist der positive Bescheid der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Ende September.
Letzte Instanz
Ein Sitzungstermin, dem die Fraktion der Lichtenberger Grünen mit größter Kritik entgegen sieht. „Mit diesem Vertrag wird der BVV die Entscheidung vorweg genommen und Tatsachen geschaffen. Sie hat nun kaum noch die Möglichkeit etwas Gegenteiliges zu beschließen, wenn sie nicht Schadensersatzforderungen durch den Investor in Kauf nehmen möchte“, erläuterte dazu die Lichtenberger Grünen-Vorsitzende Camilla Schuler.
Stefan Bartylla, Bild: Thinkstock / Vlad61, Bild: Stefan Bartylla