Bezirksamt erwartet Entscheidung nicht vor Monatsende.

„Das Festival kommt. Wir sind in der Endphase des Genehmigungsverfahrens und bereiten intensiv die Produktion vor. Alles läuft super.“ Das sagt Tommy Nick, der Sprecher des „Lollapalooza“-Festivals, das am 10. und 11. September im Treptower Park steigen soll. An beiden Tagen werden jeweils 70.000 Besuchern erwartet. Doch ob das Event mit Bands wie Radiohead und Kings of Leon wirklich stattfinden kann, ist allerdings nach wie vor offen.

Puschkinallee gesperrt

Die Veranstalter kämpfen sich noch immer durch das Dickicht von elf Behörden, die unter anderem Konzepte für Verkehr, Lärm und Sicherheit prüfen und Auflagen erteilen. Die Veranstalter haben zum Beispiel Sperrungen in der Puschkinallee beantragt. Laut Nick hat man die Kuh fast vom Eis: „Wir erfüllen alle Auflagen, dem Park passiert nichts. Dafür haben wir in Rasenschutz und Sicherheit dreimal mehr investiert als 2015 auf dem Tempelhofer Feld.“ Ein Bauzaun umschließt das Gelände komplett, Wachleute sichern es ab. Den 200 unmittelbar betroffenen Anwohnern werden kostenlose Hotelübernachtungen oder Festivaltickets angeboten.

Nicht nur unter denen gibt es Bedenken gegen die Veranstaltung. Der Treptower Park ist nicht nur ein beliebter Erholungsort, sondern auch die letzte Ruhestätte für rund 7.000 Rotarmisten. Es sei würdelos, gerade dort ein Rockfestival zu veranstalten, meinen Kritiker, darunter eine Bürgerinitiative, deren Online-Petition bereits 6.000 Unterstützer fand. Zehn Botschafter ehemaliger Sowjetrepubliken protestierten ebenfalls.

Anwohner angestachelt

Der SPD-Bezirksverordnete Alexander Freier hält die Frage nach der Totenruhe für eine Scheindebatte: „Die Bezirksverordnetenversammlung hat umfangreiche Schutzmaßnahmen beschlossen“, sagt er. „In Wahrheit geht es darum, das Festival zu verhindern. Da werden alle Register gezogen.“ Auf der Jagd nach Wählerstimmen würden einige Parteien die Bevölkerung anstacheln. Linke, Grüne, CDU und AfD würden gemeinsame Sache machen. Über die Würde des Ehrenmals hinaus geht es um den Schutz der Grünanlagen. Seit 2010 wird das Gartendenkmal für mehr als 13 Millionen Euro restauriert, historische Gärten und ursprüngliche Wege werden wiederhergestellt, Technikanlagen erneuert, Toiletten und ein Spielplatz angelegt. „Da wurde bereits viel gebaut und natürlich will der Bezirk das ausreichend schützen“, so Bezirksstadtrat Rainer Hölmer (SPD). „Wir prüfen derzeit zwei Anträge nach dem Grünanlagengesetz und dem Denkmalrecht. Vor Monatsende ist kein Bescheid zu erwarten. Die Senatsverwaltungen prüfen den Immissionsschutz, die Verkehrslenkung und das Sicherheitskonzept. Nach meiner Kenntnis wurde noch keine Genehmigung erteilt.“

Jürgen Zweigert, Bild: Thinkstock/iStock/Gabor Pocza