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Wunsch nach neuer Gewerbesiedlungsgesellschaft und Handwerkermeile in Tempelhof-Schöneberg

Es wird zunehmend eng in der Hauptstadt – nicht nur im Bereich Wohnen, sondern auch im Bereich Gewerbe. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen wird es außerdem schwierig, entsprechende Flächen zu sichern. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg wünscht sich deshalb wieder eine landeseigene Gewerbesiedlungsgesellschaft. Außerdem will der Bezirk ein Wirtschaftsflächenkonzept auf den Weg bringen.

Trotz Wohnungsbau-Priorität

Dies erklärte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) im Gespräch mit dem Berliner Abendblatt. Aus ihrer Sicht ist der Druck auf die noch vorhandenen Flächen deutlich spürbar. Die entsprechenden Flächenkonkurrenzen würden den Bezirk schon seit einigen Jahren begleiten. Zwar habe der Wohnungsbau derzeit klaren Vorrang, Um künftig aber auch Arbeitsplätze und damit gut ausgebildete Fachkräfte in der Stadt halten zu können, bräuchten aber auch Industrie- und Gewerbeflächen einen stärkeren Schutz. In diesem Bereich sei der Bezirk schon aktiv und nutze das Planungsrecht dazu, diese Gebiete im Stadtentwicklungsplan Industrie und Gewerbe festzuschreiben. Helfen soll auch das neue Wirtschaftsflächenkonzept, mit dem es gelingen könnte, bereits ausgewiesene Gewerbe- und Industrieflächen zu sichern. Ganz besonders für die sogenannten Mikrostandorte, also jene Gewerbeflächen unter drei Hektar, wäre ein solches Konzept wichtig.

Eine landeseigene Gewerbesiedlungsgesellschaft, so glaubt die Bezirksbürgermeisterin könnte hier ebenfalls Abhilfe schaffen. Zu hören war das Anfang des Jahres auch aus einem anderen Bezirk: Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg, hatte sich eine solche Gesellschaft nicht nur gewünscht, sondern sie als eine Notwendigkeit bezeichnet, da gerade die ganz kleinen Flächen, die zum Beispiel auch von sozialen Einrichtungen wie Kinderläden genutzt werden, knapper werden.

Alte GSG wurde privatisiert

Gegeben hat es eine solche Gesellschaft bereits: Die GSG war schon 1965 vom Land Berlin und der IHK gegründet worden. Zu ihrem Portfolio gehören eine Reihe von Gewerbehöfen im Innenstadtbereich, aber auch Gewerbeparks. Jedoch verkaufte das Land seine Anteile an der Gesellschaft bereits im Jahr 2001, seinerzeit an die Investitionsbank Berlin. Heute ist die GSG Berlin eine hundertprozentige Tochter der CPI Property Group mit Sitz in Luxemburg. Ob es eine neue Gesellschaft geben kann, welche die ursprüngliche Aufgabe des Schaffens günstiger Räume für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen, wahrnehmen könnte, ist derzeit jedoch kein Gesprächsthema auf Landesebene.

Synergien nutzen

Festhalten will der Bezirk an dem Plan, eine Handwerkermeile entstehen zu lassen. Eine solche Meile könnte die Schaffung von Gewerbeflächen für die Zielgruppe erleichtern, weil zum Beispiel die Ansprüche an Schallschutz geringer wären, spezifische Anforderungen an die bauliche Struktur wären darüber hinaus bei den Nutzern ähnlich. Allerdings: Laut Beschluss soll der Bezirk bei Projektentwicklern und Investoren für eine solche Meile werben. Ob sich Interessenten dafür finden, ist bisher völlig unklar.

Text: Oliver Schlappat, Bild: ThinkStock/iStock/CarlosAndreSantos