Im Haus der Jugend entstand vor einem Jahr im Rahmen des Festivals „Fratz“ der Paper Planet. Jetzt wurden die Initiatoren erneut mit Fördergeldern bedacht, damit auch 2017 Kinder viel zu lachen haben.
Im Haus der Jugend in der Reinickendorfer Straße wird jeden Tag viel gelacht und gelernt. Doch so spannend wie in den beiden Tagen im April vergangenen Jahres ging es dort selten zu. Da gastierte im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals für sehr junge Zuschauer „Fratz“ die australische Truppe vom Polyglott Theater Melbourne in Mitte. Unter dem Titel „Paper Planet“ wurde eine interaktive Rauminstallation gebaut, die aus hohen Gebilden aus Pappe bestand. Kinder zwischen zwei und elf Jahren und deren Familien waren eingeladen, aus dem vorhandenen Material, Pappe und Papier, Geschöpfe, Blätter und Pflanzen zu kreieren und eine ganz eigene Welt zu erschaffen. Die Künstler von Polyglott unterstützten die kleinen Teilnehmer bei der Umsetzung ihrer Ideen und wickelten sie buchstäblich in ihr Spiel ein.
Künstlerische Qualität
Die „Fratz“-Macher – allen voran das Pankower Theater ohne Namen und das Grips Theater – dürfen sich freuen. Und mit ihnen auch die kleinen Besucher des Hauses der Jugend. 2017 gibt es eine neue Auflage des Festivals, das damit eines von insgesamt neun Projekten ist, die jetzt eine Förderung vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung erhalten haben. Mit den insgesamt 770.000 Euro werden Initiativen unterstützt, die in mindestens sechs Berliner Bezirken durchgeführt werden. Von den neun Projekten arbeiten sieben mit Flüchtlingen oder beziehen Menschen mit Fluchthintergrund in das Projektteam mit ein. „Die ausgewählten Projekte“, so die Begründung der Jury, „zeichnen sich durch hohe künstlerische Qualität aus, wirken strukturbildend in den Stadtraum und beziehen sich direkt auf die Lebenswelt der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahre.“
Stimme geben
Ein anderes dieser Projekte wurde von Berlin Mondiale initiiert und hat sich zum Ziel gesetzt, Künstler und Kulturschaffende mit geflüchteten Mädchen und Jungen zusammenzubringen. Auf diese Weise soll deren Isolation aufgebrochen werden, um sie möglichst schnell in das Leben der Stadt zu integrieren. Aktuell arbeiten 13 Kultureinrichtungen mit eben so vielen Geflüchteten-Unterkünften in acht Berliner Bezirken zusammen. Darunter ist die Notunterkunft für Geflüchtete des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Moabit, Alt-Moabit 82. Dort wurde auf Initiative der KW Institute for Contemporary Art Kunst-Werke Berlin in der Auguststraße eine Sprecherkabine aufgestellt. Jeder kann in der Kabine singen, sprechen oder Geräusche machen und selbst entscheiden, ob die Datei ins Internet geladen wird. Ziel dieses Projektes ist, den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Notunterkunft eine Stimme zu geben. Mein aktueller Favorit ist eine kleine Sängerin, die sehr kreativ einen Schlager von Udo Jürgens „bearbeitet“ hat. Dessen Titel: Schönen Dank für die Blumen…
Ulf Teichert / Bilder: Martin Reddy