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Umgestaltung – Bürgerinitiative wehrt sich, Bezirk sieht keinen Handlungsbedarf.

Als „Wahrzeichen der Stadt Spandau“ beschreibt Angelo Bienek, Gründer der Bürgerinitiative Zitadelle Spandau, die Festung der Hochrenaissance. Seit 2014 plant das Bezirksamt aufwendige Aufwertungsarbeiten, ein Freiraum- und Entwicklungskonzept (FEK) wurde erstellt. Wege sollen asphaltiert, Aussichtsbalkone errichtet, der Spielplatz nach Westen verschoben werden. Ein Bastionsweg soll um die Anlage führen. Damit die Zitadelle rundum und von Weitem wieder gut sichtbar wird, sind massive Baumfällungen nötig. Rund 1,3 Millionen Euro wird das Ganze kosten, bis 2022 soll alles fertig sein.

Unterschriftensammlung hat begonnen

Hier stünden touristische Interessen über dem Naturschutz, klagt Bienek. Im Juli 2017 gründete er deshalb die Bürgerinitiative. „Wir wollen keinen Alexanderplatz an der Zitadelle“, sagt der Spandauer. Trotz des angekündigten Bürgerbegehrens haben die Rodungen im Herbst begonnen. „Es ist schon viel weg, aber noch können wir viel retten.“

Erste Rodungen haben an der Zitadelle begonnen

Anfang Dezember hat die von Bienek initiierte Unterschriftensammelaktion begonnen. Für den Erhalt des Zitadellen-Umfeldes in seiner jetzigen Form, heißt es. Knapp 6000 Unterschriften werden benötigt, um einen Bürgerentscheid durchzuführen. Obwohl der Spandauer weiß, dass viele „übersättigt mit Umweltschutzthemen“ sind, ist er optimistisch die Aufwertungsarbeiten stoppen zu können. „Es ist unverschämt, touristische Interessen über den Naturschutz zu stellen.“

Inhaltlich entkräftet

Enrico Hübner vom Umwelt und Naturschutzamt kann die Bedenken Bieneks nicht nachvollziehen. „Die von der Bürgerinitiative permanent wiederholten Bedenken gegen die Bezirksplanungen wurden geprüft und inhaltlich entkräftet.“ Bereits 2014 sei eine Machbarkeitsstudie durchgeführt worden, deren Ergebnis in den öffentlichen Sitzungen der BVV-Ausschüsse für Naturschutz, Umweltschutz und Grünplanung sowie für Bildung und Kultur von allen Fraktionen begrüßt worden war. Fehlende neue Argumente der Bürgerinitiative machten Kompromisse unmöglich. Auch den Vorwurf, Sichtachsen seien gleichzeitig Lärmachsen, entkräftet der Gruppenleiter für Naturschutz und Gewässer. „Die Schallschutzwirkung von Bepflanzung wird leider meist erheblich überschätzt.“

Enormer Interessenkonflikt.

Bienek prophezeit nicht nur eine „Touristen-Vermüllung“, sondern auch eine massive Bedrohung des Artenschutzes. Das Biotop besitze einen hohen Naturschutzwert. „Die Fledermäuse kommen bestimmt nicht wieder, wenn kaum noch Sträucher da sind.“ Auch hier stößt der Garten-und Landschaftsbauer auf Verständnislosigkeit. „Der Vorwurf ist haltlos“, sagt Hübner und betont die mit der Aufwertung einher gehenden Verbesserungen für Flora und Fauna.

Ein Beispiel seien die dauerhaft installierten Nistkästen für Vögel und Fledermäuse sowie eine Verbesserung des Lebensraums für Biber und Fischotter. Am 1. März beginnt die bundesweite Vogelschutzzeit, während der die Arbeiten still stehen. „Dann haben wir Zeit, politisch noch etwas zu bewirken“, sagt Bienek. Ob ein Bürgerentscheid zustande kommen wird, ist ungewiss. Eine Kompromissfindung allerdings scheint nach heutigem Stand unwahrscheinlich.

Text: Christina Lopinski, Bilder: Angelo Bienek, Zacke