Eigenbetrieb sieht keinen Mangel an Fachkräften / Bessere Bezahlung gefordert.
Eltern, die in Berlin einen Kita-Platz suchen, haben häufig eine Odyssee vor sich: Manche Einrichtung antwortet erst gar nicht auf Anfragen, andere laden Interessenten gruppenweise in die Kita. Die häufig nur zum Schulbeginn im Sommer frei werdenden Plätze, womöglich noch in einer nahegelegenen Kita, sind rar. Wegen des Erziehermangels bleiben viele Stellen unbesetzt, so die landläufige Meinung. Für Kreuzberg und Friedrichshain geben die zuständigen Stellen allerdings Entwarnung.
Fehlende Anreize
Katja Grenner hat eigentlich keinen Grund zu klagen. Die 57 Kitas des Eigenbetriebs „Kindergärten City“, für den sie arbeitet, sind schon wegen ihrer Lage in den angesagten Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg unter Erziehern begehrt. „Wir haben 20 unbesetzte Stellen, das sind etwa zwei Prozent, eine geringe Zahl“, sagt die Pädagogische Geschäftsleiterin. Doch schon für diesen Monat rechnet sie mit einem Anstieg auf 60 unbesetzte Stellen – und sieht vor allem ein grundsätzliches Problem: Der Erzieherberuf stehe in Sachen Gehalt schlecht dar, in beliebten Bezirken könne man sich davon kaum die Wohnung leisten. Grenner: „Es fehlen Argumente, um die Leute zu holen.“
Die „Eigenbetriebe City“ versuchen, durch eine „Wertschätzungskultur“, Weiterbildungsmöglichkeiten und unbefristete Verträge solche Argumente selbst zu schaffen. Als attraktiver Arbeitgeber möchte man nicht nur Personal rekrutieren, sondern auch fähige Mitarbeiter halten. Tatsächlich gibt es offenbar regelrechte Abwerbungsversuche unter Berliner Kitas. Anfang des Jahres sorgte der Neuköllner Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) mit der Idee für Aufsehen, Erzieher mit einer Prämie von 1.000 Euro in seinen Bezirk zu locken.
„Wir brauchen gemeinsame Lösungen für die ganze Stadt“, sagt Grenner. So müsse etwa der bisher geltende Tarifvertrag der Länder nachverhandelt werden. In Brandenburg, wo der Tarifvertrag von Bund und Kommunen gilt, verdienten Erzieher 300 Euro mehr. So verwundert es kaum, dass mancher lieber ins benachbarte Bundesland pendelt, statt dem Erzieherberuf in Berlin nachzugehen. Zugleich ist die Situation in der Hauptstadt aber noch vergleichsweise entspannt. Grenner: „Eltern bekommen in Berlin einen Kita-Platz. Wir haben hier keine Verhältnisse wie etwa in München.“
Mehr Personal
Auch bei der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft herrscht eine positive Einschätzung vor. „Es gibt ausreichend Plätze und die dafür benötigten Erzieher – auch für den besseren Personalschlüssel in den Kitas, den wir jetzt beschlossen haben“, so Sprecher Thorsten Metter. Das Land übernehme nun das Schulgeld für die Studierenden an den privaten Fachschulen, zudem werde der Ausbau der Plätze fortgesetzt. „Deshalb gehen wir davon aus, dass wir weiterhin ausreichend Fachkräfte für die Kitas haben werden“, so Metter.
Philip Aubreville, Bild: Thinkstock/istock/Ashley Wiley