Einige wollen den Platz begrünen – andere kämpfen um den Wochenmarkt.

Jürgen Müller nimmt kein Blatt vor den Mund. „Der Kranoldplatz ist ein wirklich hässlicher Ort, dort steht kein Baum und auch sonst nichts“, ärgert sich der Vorsitzende der „Bürgerinitiative Kranoldplatz“, die seit Jahren für eine Neugestaltung des Platzes in Lichterfelde-Ost kämpft. Durch Spenden und Baumpatenschaften soll eine „moderate Begrünung“ erreicht werden; zugleich schwebt den Aktivisten eine Angleichung des Niveaus zwischen Platz und den alleeartig anliegenden Straßen vor.

Antrag gegen Umbau

Die Chancen der Bürgerinitiative für eine erfolgreiche Umsetzung sind jetzt allerdings deutlich geschrumpft. Das Bezirksparlament hat einen Antrag angenommen, demzufolge „keine baulichen Maßnahmen am Kranoldplatz durchgeführt werden, die den Bestand des Wochenmarktes zeitweise oder dauerhaft gefährden“. Der Antrag stammte dabei nicht etwa aus der Feder von Lobbyisten des wohl erfolgreichsten Marktes im Bezirk, sondern ebenfalls von Anwohnern. „Wenn die verfügbare Standfläche durch Baumpflanzungen oder einen Brunnen reduziert wird und sich in der Folge Händler zurückziehen, wird die Breite des Marktangebotes reduziert und er verliert seine Attraktivität“, sagt die CDU-Abgeordnete Cornelia Seibeld, die den Bürgerantrag unterstützt hat. Diesen Standpunkt vertritt auch der SPD-Bezirksverordnete Norbert Buchta: „Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn durch Baumaßnahmen ein Markt vorübergehend verlagert oder geschlossen ist, suchen sich die Kunden und Händler neue Orte und kommen nicht mehr zurück.“ Der Markt am Ludwig-Baeck-Platz sei zum Beispiel daran zugrunde gegangen.

Für viele ein Schandfleck

„Der Markt wird durch unsere Vorschläge absolut nicht gefährdet“, kontert der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Jürgen Müller. Er spricht von einer regelrechten „Lügenkampagne“ und vermutet ohnehin gewisse Interessenüberschneidungen zwischen Teilen des Bezirksamtes und den Marktbetreibern. So würden ordnungswidrig parkende Lieferfahrzeuge an den beiden Markttagen offenbar geduldet. An den restlichen fünf Tagen wird der Platz ohnehin als Parkplatz genutzt. Viele Anwohner empfinden die graue Betonfläche als einen Schandfleck. Im Streit um den Kranoldplatz geht ein Riss mitten durch den Kiez. Beide Bürgerinitiativen kommen auf über 1.000 gesammelte Unterschriften. „Es müsste eine Art Runder Tisch gebildet werden, um zu schauen, wer will was und was könnte überhaupt wann in welcher Zeit verändert werden“, sagt Bezirkspolitiker Buchta.

Philip Aubreville, Bild: BI Kranoldplatz