Hunde: Mit Internetangeboten und einem geplanten Atlas wollen Politiker Hundehassern das Leben schwerer machen.
Für den Beagle-Mischling kam jede Hilfe zu spät: Am S-Bahnhof Ahrensfelde hatte der Hund einen Giftköder gefressen – und starb kurz darauf. Glimpflicher davon kam eine Hündin, die auf einer Wiese vor der Grundschule am Schleipfuhl in eine Drahtschlinge trat und sich „nur“ an der Pfote verletzte.
Gefahr steigt
Immer wieder tauchen Fallen oder Köder im Bezirk auf, die offensichtlich darauf abzielen, Hunde zu verletzen oder sogar zu töten. „Angesichts der aktuellen Fälle rufe ich die Hundehalter in unserem Bezirk zur erhöhten Wachsamkeit und Vorsicht auf“, sagt der Kaulsdorfer Abgeordnete Alexander J. Herrmann (CDU), der allerdings keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen im Bezirk sieht. Als Tierschutzpolitischer Sprecher seiner Fraktion hat er sich erfolgreich für einen offiziellen Giftköder-Atlas eingesetzt. „Dieser soll mit Unterstützung der Tierärzte und Veterinärämter der Bezirke die einzelnen Fälle und Funde detailliert auflisten. Hierdurch wird eine frühzeitige Warnung der Anwohner und Halter möglich“, meint Herrmann. Für den Haushalt 2016/17 seien entsprechende finanzielle Mittel für den Landestierschutzbeauftragten zur Einrichtung eines entsprechenden Internetangebots bereit gestellt.
Im Internet haben sich derweil bereits einige inoffizielle Angebote etabliert. Die Spandauer CDU-Politiker Kai Wegner und Thorsten Schatz riefen im April 2015 das Projekt „Gifköder-Alarm“ ins Leben – und zählten seither mehr als 110 Fälle in ganz Berlin. Die Tücken derartiger digitaler Angebote bekamen die Macher der Seite kürzlich zu spüren, als eine Frau mit alten Fotos einen angeblichen Fall in Marzahn-Hellersdorf belegen wollte. Künftig will man deshalb nur noch Meldungen veröffentlichen, die zuvor bei der Polizei angezeigt wurden.
Komplexes Problem
Dass es folglich „nicht nur Menschen gibt, die Köder auslegen, sondern sich auch Köderfunde ausdenken“, wie Wegner und Schatz schreiben, macht den Kampf gegen die Todesfallen dabei nicht weniger dringlich. „Für mich nimmt derjenige, der diese Köder auslegt, nicht nur den Tod von Hunden, sondern auch mindestens Verletzungen von spielenden Kindern in Kauf, die die Gefahren nicht abschätzen können“, meint Alexander J. Herrmann. Er hofft deshalb, dass der geplante Giftköder-Atlas und Projekte wie der „Giftköder-Alarm“ die polizeiliche Präventionsarbeit verbessern – und die Strafverfolgung unterstützen. „Parallel dazu sollten die Hundehalter noch besser über die Möglichkeit einer Strafanzeige gegen den unbekannten Ausleger von Giftködern informiert werden“, meint Herrmann.
Philip Aubreville / Bild: imago stock&people