Eines der weltweit führenden Premiumkaufhäuser wird aufwändig umgebaut.
Dior, Prada, Gucci, Vuitton, Rolex – die Nobelmarken bekommen ein noch komfortableres Zuhause. Das KaDeWe, nach dem Londoner Harrods zweitgrößtes Kaufhaus seiner Art in Europa, wagt den Befreiungsschlag und erfindet sich gerade neu: Gut 300 Millionen Euro investiert die KaDeWe Group in den stilgerechten und zeitgemäßen Umbau ihrer drei Häuser – neben der 110-jährigen Berliner Legende gehören das Alsterhaus Hamburg und das Münchener Oberpollinger dazu. Das Gros dieser Mittel fließt in den Luxustempel am Wittenbergplatz; voraussichtlich 2023 soll alles fertig sein. Derzeit ruhen die Bauarbeiten, nachdem bereits Ende des Vorjahres einige Bereiche mit frischem Antlitz öffneten. Es wird geplant und Feinarbeit geleistet, heißt es.
Mut zu Ungewöhnlichem
Gegen die wachsende Konkurrenz durch Shopping-Malls, Filialisten und Online-Handel setzen die Eigentümer – der italienische Handelsriese La Rinascente und die österreichische Signa-Retail – auf die Zukunft stationärer Warenhäuser. „Wir haben die Ideen, die Experten, die Marken, den Mut zu Ungewöhnlichem. Daraus bauen wir eine völlig neue Erlebniswelt. Wir werden die Menschen überraschen“, ist André Maeder, Chef der KaDeWe Group, überzeugt. Die Kunden – das sind durchschnittlich 50.000 Berliner und Touristen täglich; etwa zehn Millionen im Jahr. Nicht alle kaufen. Aber alle wollen gucken, staunen, sich inspirieren lassen – und dann vielleicht doch kaufen.
Für die Überraschung sorgt federführend einer der weltbesten Architekten – der Niederländer Rem Koolhaas mit seinem Team. Sein Konzept verbindet die Tradition des denkmalgeschützten Hauses mit der Moderne der weltweit führenden Premiumhäuser. Eine spektakuläre Architektur, ebenso futuristisch wie spannend: Das Gebäude wird bei voll laufendem Betrieb praktisch gevierteilt; die Quadranten gruppieren sich auf jeder Etage jeweils um vier unterschiedlich gestaltete Atrien mit eigenen Rolltreppen und Zugängen. „Jedes Viertel präsentiert eine neue Welt“, sagt KaDeWe-Geschäftsführer Nico Heinemann. „Hier sportlich, dort klassisch, Design und experimentell. Ein übersichtliches Fashion-Universum, in dem sich die Kunden besser orientieren und das Gesuchte gezielter finden können.“ Der Clou wird das gläsern überdachte Panorama-Restaurant über der berühmten Feinschmecker-Etage, das auch über Außenlifts bis Mitternacht erreichbar ist.
Anfang ist gemacht.
Vieles noch Zukunftsmusik, doch der Anfang ist gemacht: Die Kaufhausfront hat ihre bodentiefen, 4,50 Meter hohen Rundbogenfenster wieder; die Abteilungen für Damen-Design, Männer-Schuhe und Accessoires ziehen mit ihrem stilvollen Mix aus Kunst, Architektur und Mode die Besucher magisch an. Auch Angelika Schöttler, Tempelhof-Schönebergs Bezirksbürgermeisterin, ist beeindruckt vom neuen Konzept: „Es freut mich, dass das Haus an seiner Kundenausrichtung festhält. Ein Premiumhaus mit gesundem Mix aus Berlinern und Touristen. Das KaDeWe ist fest im Herzen der Stadt verankert.“
Jürgen Zweigert, Bilder: OMA