Soziales: Linke-Politikerin fordert Stärkung der Jugendarbeit im Herzen Köpenicks.
Insgesamt hat sich die Bezirksregion Altstadt/Kietz seit 2014 positiv entwickelt. Ein Trend gibt aber Anlass zur Sorge: Es gibt immer mehr alleinerziehende „Bedarfsgemeinschaften“ also auf staatliche Leistungen angewiesene Familien. Das gilt auch für die Eltern, die Hilfen zur Erziehung in Anspruch nehmen. Außerdem weisen immer mehr Jugendliche Schuldistanz auf und greifen – wie auch ihre Eltern – regelmäßig zu Drogen.
Angebote, die Familien und Jugendliche unterstützen sollen, zeigten kaum Wirkung, außerdem würden sie einen großen Teil der Zielgruppe gar nicht erreichen, so Sozialstadtrat Gernot Klemm (Die Linke) in seiner Antwort auf eine Anfrage der Linke-Fraktion. Die „multiplen Problemlagen“ der betroffenen Familien seien „kurzfristig nicht lösbar“, die auffälligen Familien seien dem Jugendamt über mehrere Generationen hinweg bekannt. Klemm spricht unterm Strich aber von einem „normal belasteten Sozialraum“. Meldungen über häusliche Gewalt gebe es vor allem aus dem Bereich Müggelheimer Straße/Wendenschloßstraße.
Knappe Mittel
Die Bezirksverordnete Karin Kant (Die Linke) bestätigt Klemms Einschätzung. Sie fordert, Angebote für Jugendliche und Familien dauerhaft zu stabilisieren: „Um das zu erreichen, muss sich der Bezirk dafür einsetzen, dass Mittel von Bund und Land kontinuierlich zur Verfügung stehen. Außerdem muss das Bezirksamt die Mindeststandards bei der Personalaustattung der Einrichtungen durchsetzen.“ Als Reaktion auf die große Zahl der Alleinerziehenden sei im September das Familienzentrum in der Altstadt eröffnet worden. Die Träger der Jugendarbeit in dem Quartier klagen seit Jahren über zu wenig Mittel, einige Projekte seien sogar unterfinanziert. Viele Angebote würden nur von einen kleinen Teil der Jugendlichen genutzt, weil Personal fehle. Kant: „Einige Anlaufstellen haben weniger Personal, als die Mindestausstattung vorsieht. Der Kiezclub Wendenschloßstraße und das Flussbad Gartenstraße haben jeweils nur eine Personalstelle, beim Kiezprojekt Rudi sind es 1,5. Vorgesehen sind aber zwei Stellen.“
Neues Gesetz
Auf Landesebene wird über ein Landesjugendförderungsgesetz diskutiert. Bislang werden die Jugendangebote gemessen an der Einwohnerzahl über die Bezirke verteilt. „Treptow-Köpenick hat wenig Einwohner und viel Fläche, das hat Nachteile“, so Kant. „Einige Ortsteile sind bislang aus dem Raster gefallen. Mit der Einführung des Quartiersmanagements hat sich in Altglienicke einiges gebessert, die schwierigen Kieze Ober- und Niederschöneweide sowie Köllnische Vorstadt sind noch immer unterversorgt. Anlaufstellen müssen dezentral zur Verfügung stehen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.“
Nils Michaelis, Bild: imago/Jürgen Ritter