Wahlen: Sören Benn ist neuer Pankower Bürgermeister.

Sören Benn hat`s geschafft: Der Pankower Linken-Politiker hat den Chefsessel im Rathaus erobert. „Wir haben von Anfang an auf Sieg gesetzt und waren erfolgreich“, freut sich der neue Bürgermeister über das Vertrauen der Bürger in die Politik seiner Partei. Mit 21,1 Prozent hatte „Die Linke“ Bündnis90/Die Grünen (20,6) und SPD (20,0 Prozent) auf die Plätze verwiesen. Das brachte ihr 13 der 55 Sitze im Bezirksparlament ein, Grüne und SPD verfügen über jeweils zwölf, CDU und AfD je acht und die FDP errang mit ihrem Wiedereinzug zwei Sitze. Somit werden künftig fünf Parteien im Bezirksamt vertreten sein – wohl einmalig in Berlin.

Es ging um Sachfrage

Damit hatte zunächst keine Partei eine komfortable Position, seinen Bürgermeister-Kandidaten durchzusetzen. Die Grünen erwogen zunächst offenbar gar eine Zählgemeinschaft mit SPD und CDU, um ihrem Spitzenmann Jens-Holger Kirchner eine Chance zu geben – doch Volkes Wille zu ignorieren und den linken Wahlsieger auszubremsen, wäre wohl höchst undemokratisch gewesen. Es ginge um Sachfragen, nicht um Personalentscheidungen, hieß es unisono. Nach längeren Sondierungsgesprächen einigten sich die Parteien schließlich auf Rot-Grün-Rot, mit der klaren Prämisse, dass die stärkste Fraktion auch den Rathaus-Chef stellt. Das Trio fand in seinen thematischen Gesprächen die größten Schnittmengen – etwa zu bezahlbaren Mieten, zur Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik.

Bürger ernst nehmen

Sören Benn hat klare Vorstellungen von seinem Amt. „Wir müssen die Bürger ernst nehmen, dürfen sie nicht mit unwägbaren Prognosen traktieren, müssen sie einbeziehen und nicht als Belästigung empfinden“, fordert der gelernte Baufacharbeiter und diplomierte Sozialpädagoge. Im Bürgerfrust auf schlecht funktionierende amtliche Institutionen sieht er einen wesentlichen Grund für den AfD-Zulauf. Deshalb wolle er vorrangig dafür sorgen, dass die Ämter personell aufgestockt, Besetzungsverfahren beschleunigt werden, um sie wieder handlungsfähiger zu machen. „Das liegt nicht allein in unserer Hand. Aber wir sind auch keine willigen Vollstrecker des Senatswillens“, sagt er. Die erzwungene Zusammenarbeit mit einem AfD-Stadtrat sieht er problematisch, aber gelassen. Er zitiert Adorno: „Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.“ Und fährt fort: „Die AfD ist kein politischer Partner für mich, es sind keine Demokraten.“ Dennoch: Politik ist Auseinandersetzung, und man müsse sich mit ihnen auseinandersetzen.

Jürgen Zweigert, Bild: Thinkstock/Templiun