Park-Manager Cengiz Demirci will Anwohner, Obdachlose und Dealer an einen Tisch bringen.
Der Mann weiß, was er will: „Jeder kann motzen – aber kann auch jeder klotzen?“, fragt Cengiz Demirci (43). Ab 15. November ist der stämmige Deutsch-Türke hauptamtlicher Parkmanager im Görlitzer Park. Der studierte Soziologe schaut seinem Gegenüber offen ins Gesicht. Neugierig, ernst, zugewandt, kommunikativ, vertrauenerweckend. Er will beide einbeziehen – die Motzenden und die Klotzenden. Denn er hat einen Traum: Ein Park für alle, eines Tages so schön und beliebt wie der berühmte Gülhane-Park am Topkapi-Palast in Istanbul.
Sanfte Tour
Der Kreuzberger Görli, ein täglicher Albtraum aus Drogen und Kriminalität. Viele haben versucht, das 14 Hektar große Gelände zu befrieden. Erfolgreich war niemand. Zwar beseitigt die BSR seit Juni täglich den Dreck, aber das Hauptproblem bleibt: Versteckt hinter Bäumen lauern die Dealer auf Kundschaft. Überwiegend junge Migranten aus Afrika, manchmal 80 am Tag, viele ohne Papiere. Nur wenige Meter entfernt eine trügerisch-friedvolle Idylle. Radfahrer, Jogger, lärmende Kinder auf dem Spielplatz, eine Schulklasse besucht den Bauernhof. Aber nachts verwandelt sich der Park in Berlins größten Drogenumschlagplatz. Die Null-Toleranz-Strategie der Polizei ist gescheitert, sie hat die Dealer nicht vertrieben. Das soll sich jetzt ändern. Bezirksamt, Anwohnerinitiative, Vereine haben ein Handlungskonzept aufgestellt, das den Park auf die sanfte Tour retten soll. Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) präsentiert bisher Erreichtes und verspricht, den Park attraktiver für alle zu machen. „Der Görli ist mehr als eine Grünanlage. Er ist ein Sozialraum mit unterschiedlichsten Nutzern und ihren Ansprüchen“, sagt Panhoff. Die neue, kostenlos nutzbare WC-Anlage am südlichen Eingang – mit 140.000 Euro vom Senat finanziert – ist ein sichtbarer Fortschritt. Ein neuer Spielplatz mit Wasserbereich und Barfußpfad entsteht an der Glogauer Straße. Hunde bekommen einen eigenen Tobeplatz.
Weiter Weg
Doch der Clou ist Cengiz Demirci, der siegreich aus 76 Bewerbern hervorging. „Ich kann gut mit Menschen, kann gut netzwerken“, sagt er. Sein Büro im Rathaus wird er kaum nutzen. Er will stets ansprechbar sein, einen Parkrat gründen und alle, die am und im Görli leben, an einen Tisch bringen. Auch die Dealer, denn sie brauchen Anlaufpunkte, Beratung, Alternativen. Ab Frühjahr 2017 unterstützen ihn sogenannte Parkläufer. Jeweils zwei sollen dann täglich den Park kontrollieren, bei Konflikten eingreifen. Demirci freut sich auf den Job, obwohl er weiß, dass es noch ein weiter Weg bis zum Gülhane-Park ist.
Text und Bilder: Jürgen Zweigert