BVV-Fraktionen in Charlottenburg-Wilmersdorf wollen die bezirklichen Bürgerämter digitaler gestalten.
Fehlendes Personal, lange Wartezeiten, keine verfügbaren Termine – die Mängelliste bei den Bürgerämtern ist lang. Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf häufen sich die Beschwerden unzufriedener Bürger. Wie ein modernes und vor allem digitalisiertes Bürgeramt aussehen könnte, dazu hat jede Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ihre ganz eigenen Ansichten. Alexander Sempf (SPD) fordert vor allem eine schnelle Digitalisierung von Verwaltungsabläufen. Aber auch die Erreichbarkeit der Bürgerämter soll gegeben sein. „Das bedeutet eine gute Verteilung der Standorte im Bezirk, flexible Öffnungszeiten, zeitnahe Terminfindung und kurze Wartezeiten. Ohne Termin und Wartezeit muss es möglich sein, an Self-Service-Terminals zum Beispiel Ausweise zu beantragen oder die Eingabe von Fingerabdrücken, Unterschriften oder Fotos zu erledigen“, so Sempf. Die Verfahren könnten so seiner Meinung nach deutlich beschleunigt und vereinfacht werden.
Schneller Service
Dazu müsse unbedingt gewährleistet sein, dass Beantragung und Bearbeitung online durchführbar sind. Die Idee, sogenannte Self-Service-Terminals einzurichten, also Standorte, an denen Bürger ihre Anliegen ganz einfach und vor allem ohne Termin bearbeiten können, trifft auch bei der Charlottenburg-Wilmersdorfer CDU-Fraktion auf Zustimmung. Der Bezirksverordnete Simon Hertel fordert zudem, das Angebot der Service App weiter auszubauen. Ähnlich gestalten sich die Vorschläge der Grünen-Fraktion, die zudem auf die bereits erlangten Fortschritte im Rahmen des Service-Kontos hinweist. „Viele Behördengänge – etwa für Kita-Gutscheine, Parkvignetten oder Gewerbeanmeldungen – lassen sich damit jetzt schon online erledigen“, erklärt Grünen-Politiker Christoph Wapler. „Zukünftig werden die Berliner alle wichtigen Bürgerdienste rund um die Uhr und ganz digital von Zuhause aus nutzen können“, so die grüne Vision für die Bürgerämter der Zukunft.
Moderne Verwaltung
Die Verwaltung wird seiner Ansicht in den kommenden Jahren effizienter, und der bürokratische Aufwand lässt sich erheblich reduzieren. Ein Punkt dürfe dabei aber nicht außer Acht gelassen werden: „Wichtig ist für uns Grüne, dass der Schutz der persönlichen Daten oberste Priorität hat. Die Bürger müssen jederzeit feststellen können, welche Angaben über sie gespeichert sind und welche Freigaben sie erteilt haben. Die Sicherheit der Daten vor unerlaubten Zugriffen muss von Anfang an gewährleistet sein.“ Auch darin, dass es bis zu dem zukunftsfähigen, digitalen Bürgeramt noch ein langer Weg ist, sind sich alle einig. „Um die Aufgaben bewältigen zu können, muss in Personal und Technik weiter investiert werden“, erklärt die SPD-Fraktion. Die Zukunft der Bürgerämter war auch Thema der letzten Bezirksverordnetenversammlung. Der für Bürgerdienste zuständige Stadtrat Arne Herz (CDU) erklärte unter anderem, dass der Standort in den Wilmersdorfer Arcaden bis zum Jahresende in größere Räume umziehen werde. Auch ein Amt im Rathaus Charlottenburg sei zudem denkbar.
Datum: 27. September 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: Thinkstock/iStock/jmccurley51