Kultur: Projekt „Mitte in der Pampa“ fragt ein Jahr lang nach dem Verhältnis von Innenstadt zu Randbezirken.

Seit zwei Jahren hat die „Neue Gesellschaft für bildende Kunst“ (ngbk) eine Außenstelle in Hellersdorf. Ab dem 18. September startet hier ein neues Projekt, das sich mit dem Verhältnis des städtischen Zentrums zu den Randbezirken befasst. „Mitte in der Pampa“ lautet der Titel des Wettbewerbs, dessen Siegerentwürfe nach und nach bis zum Herbst 2017 zu sehen sein werden. „Wir sind jetzt lange genug hier, dass wir Pampa sagen dürfen. Selbstironie ist auch hier vorhanden“, sagt Adam Page und lächelt.

Vor Ort

Der Künstler, Mitglied der ngbk-Projektgruppe „Kunst im Untergrund“ sitzt in der „station urbaner kulturen“, die die Gruppe am U-Bahnhof Kaulsdorf eingerichtet hat. „Was ist draußen“ fragten sich die Künstler damals und versuchten, ihre innenstädtische Perspektive im Austausch mit Anwohnern zu erweitern. Auch wenn die Galerie weniger gut besucht werde als etwa im von Touristenströmen durchzogenen Kreuzberg, sei dieses Vorhaben gelungen. „Wir haben viel gelernt“, sagt Page. Zum Beispiel über die mangelnde Einbeziehung von Bürgern in die Stadtentwicklung. „Als sich am Tempelhofer Feld Widerspruch gegen die dort geplante Internationale Gartenausstellung (IGA) regte, haben die Entscheidungsträger sie nach Marzahn verschoben“, meint Page. Die Bürger dort seien bei der Planung schlicht übergangen worden. Auch darauf ist „Mitte in der Pampa“ eine Reaktion, denn das Projekt bezieht sich unmittelbar auf die IGA. Dass sie eines der Enden der U-Bahnlinie 5 markiert, war für die Künstler einer der Gründe, auch ihr neues Projekt auf diese Strecke zu konzentrieren. Die Arbeiten, die in den nächsten Monaten präsentiert werden, befinden sich an Stationen der U5 und U55 – an der Verbindung von „Mitte“ und „Pampa“ also. „Vom Touristenzentrum Alexanderplatz über das umkämpfte Friedrichshain, das durchmischte Lichtenberg bis zur Hellersdorfer Gartenstadt bildet die U5 die Stadtentwicklung in Berlin ab“, erläutert Page.

Eine Stoffsäule

Der zentrale Ort des Projektes befindet sich dabei am U-Bahnhof Cottbusser Platz. Dort wird am 18. September ab 16 Uhr das erste Projekt vorgestellt: Unter dem Titel „A Migrant‘s Journey“ verbindet die Künstlerin Elizabeth Wood das romantische Gedicht „Die Winterreise“ anhand vom am Bahnhof ausgestellten Plakaten mit den Erfahrungen heutiger Flüchtlinge. Anschließend werden auf einer angrenzenden Grünfläche auch die übrigen Künstler und ein Sockel vorgestellt, auf dem im kommenden Jahr eine Stoffsäule aufgeblasen werden soll. Damit spielen die Künstler auf eine 1871 gestürzte Siegessäule Napoleons an – und auf die Frage nach dem Verhältnis von Architektur und Gesellschaft.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
http://www.kunst-im-untergrund.de/

Philip Aubreville, Bild: AG Kunst im Untergrund