TXL-Nachnutzung: Beuth-Hochschule will 2022 im Terminal sein.
„Das Hexagon ist wie für uns gemacht“, freut sich Prof. Hans Gerber, Vizepräsident der Beuth-Hochschule für Technik Berlin. „Der Gerkan hat nur 40 Jahre lang verschwiegen, dass er eigentlich einen Hochschulstandort plante“, fügt er schmunzelnd hinzu. Architekt Meinhard von Gerkan und sein Team hatten das 1974 eröffnete sechseckige Terminal des Tegeler Airports entworfen. Das damalige Architektur-Highlight ist den steigenden Anforderungen eines internationalen Flughafens längst nicht mehr gewachsen. Nun sieht es seiner neuen Bestimmung entgegen – wie alles an Gebäuden und Hangars auf dem fast 500 Hektar großen TXL-Gelände.
Großer Plan
Hier entsteht ein „Genius loci“ der besonderen Art – die „Urban Tech Republic“, ein hochkarätiger Standort für Wissenschaft und Technik, fürs Studieren, zum Leben und zum Wohnen. Auf ihrem Parlamentarischen Abend informierte die Tegel Projekt GmbH kürzlich zum aktuellen Stand der Vorarbeiten, brachte Macher und Entscheider zusammen. Wohl auch, weil die terminlich unsichere Fertigstellung des Großflughafens BER, ein Volksentscheid zur TXL-Offenhaltung sowie das Festhalten großer Airlines an Tegel Zweifel verschiedenster Art säen. Genährt werden sie jüngst auch durch Formulierungen im Hauptstadtfinanzierungsvertrag, die vermuten lassen, dass Berlin die TXL-Schließung noch nicht für gesichert hält. Danach sollen die berlineigenen Grundstücke erst dann verkauft werden, wenn die Nutzung als Airport definitiv beendet ist.
„Nonsens“, sagt Dr. Phillipp Bouteiller, Chef der Tegel Projekt GmbH. „Wir arbeiten seit 2008 daran; seit 2013 steht der Masterplan für die TXL-Nachnutzung. Daran hat sich nichts geändert. Wir sind und bleiben Überzeugungstäter, die einvernehmlich mit dem Senat, mit Lehre und Forschung hier die intelligente Stadt der Zukunft gestalten.“ Das Areal sei berlinweit das einzige dieser Größe, auf dem die überlebenswichtigen Bereiche Energie, Mobilität, Wasser und Recycling mit neuartigen Werkstoffen und intelligenten Informations- und Kommunikationstechnologien vernetzt werden könnten. Jeder Bereich ein Kosmos für sich – doch zusammen böten sich galaktische Möglichkeiten.
Neue Nutzer
Von dieser realen Vision werden die im Wedding beheimatete Beuth-Hochschule mit ihrem dann zweiten Standbein in Tegel ebenso getrieben, wie die Feuerwehr- und Rettungsakademie sowie hunderte High-Tech- und Start-ups-Unternehmen, die sich hier niederlassen wollen. Mehr als 17.000 Menschen sollen hier in rund 800 Firmen arbeiten; gut 5.000 Studierende ihren Campus mit dem prägnanten Hexagon in der Mitte besetzen. Ganz zu schweigen von den bis zu 15.000 in den 5.000 Wohnungen des benachbarten Kurt-Schumacher-Quartiers – wahrlich eine „Stadt der Zukunft“, die mit ihrer Energieeffizienz und ihrer Mobilität unmittelbar von den Forschungserkenntnissen nebenan profitiert.
Ja, darin sind sich alle sicher: Aufgrund der BER-Verzögerungen müssen wohl Termine gestreckt werden – doch die „Urban Tech Republic“ kommt. Unverdrossen wird sie im Detail weiter geplant und verbindliches Baurecht geschaffen. Denn am Planfeststellungsverfahren, nach dem TXL seinen Flugbetrieb sechs Monate nach BER-Eröffnung einstellen muss, sei nicht zu rütteln. Auch nicht mit einem Volksentscheid. „Gut für die Menschen und auch gut für Berlin. Auch künftig erreichen wir von TXL aus den globalen Markt – mit zündenden Ideen und Innovationen für ein urbanes Leben“, sagt Bouteiller.
Text & Bild: Jürgen Zweigert