Bundesligist Hertha BSC muss neues Areal für sein Stadion finden.
Für Hertha BSC war eigentlich schon alles klar. Im Olympiapark, unweit der aktuellen Spielstätte des Bundesligisten sollte die neue, reine Fußballarena entstehen – mit 55.000 Sitzplätzen und mehr Fan-Nähe. Das Olympiastadion ist ihnen schon lange zu groß, zu überdimensioniert. Ein Hauptstadt-Klub benötige auch eine entsprechende Arena. Nachdem der Traum einer Spielstätte im Olympiapark nun geplatzt ist, sind die Herthaner erneut auf der Suche nach einem passenden Standort. Mehrere Grundstücke in und um Berlin kommen infrage. Dennoch ist die Absage des Neubaus im Olympiapark ein schwerer Rückschlag für den Verein. Die kam von der Genossenschaft 1892, der die vier Häuser der ehemaligen Alliierten-Siedlung gehören, die dem Stadion-Neubau hätten weichen müssen. Hertha hätte nach einem Abriss für einen gleichwertigen Ersatz für die rund 80 Bewohner sorgen müssen.
Die protestierten schon früh gegen eine Umsiedlung, forderten stattdessen den Senat auf, Erweiterungsmöglichkeiten auszuloten. Von Hertha wiederum kamen laut Genossenschaft auch nach monatelangen Gesprächen keine Lösungsvorschläge. In einem Brief teilte die Genossenschaft dem Fußballverein schließlich mit, nicht länger bereit zu sein, „die Häuser in der Sportforumstraße an Hertha BSC zu veräußern.“
Kritik an Hertha
Für die Fraktionen im Bezirksparlament die richtige Entscheidung. „Die kaltschnäuzige und kompromisslose Art von Hertha war von Anfang an das Problem aller Verhandlungen. Noch immer finden diese im Geheimen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es wurde Zeit, dass der Spieß umgedreht wird und über die ’No-Gos’ der Stadtbevölkerung beim Stadionneubau gesprochen wird“, erklärte die sport- und beteiligungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Annetta Juckel. Auch die anderen Parteien hatten sich zuvor für eine Ertüchtigung des Olympiastadions und gegen einen Neubau auf dem Olympiapark-Areal ausgesprochen.
Neue Standorte
Denn den Hauptstadt-Klub auch in Berlin halten, wollen sie schon. „Es muss weiterverhandelt werden, wie das Olympiastadion auch künftig als Hertha-Spielstätte genutzt werden kann. Ein neues Stadion im Olympiapark benötigt Berlin hierfür nicht.“ Dass sich der Verein mit einem Umbau des denkmalgeschützten Olympiastadion begnügen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Vereinsführung prüft vielmehr andere Standorte. Eine Absage kam bereits aus Brandenburg. Hier war schon 2017 ein Neubau im Ludwigsfelder Gewerbegebiet im Gespräch. Aber auch andere Gemeinden und Städte wie Potsdam werben um die Gunst des Berliner Vereins. Immer wieder wird auch der neue TXL-Campus ins Spiel gebracht. Hier wäre nach der Schließung des Flughafens ausreichend Platz. Außerdem befindet sich das Areal in öffentlicher Hand. Der Verein selbst hat sich noch nicht zu neuen möglichen Standorten geäußert. Ursprünglich sollte die neue Hertha-Arena schon im Jahr 2025 für Fußball-Fans öffnen.
Datum: 11. April 2019, Text: Katja Reichgardt, Bilder: Hertha BSC/AS+P/ imago images / Matthias Koch