Auf Rügen wird Hering angelandet
Ein Fischer aus Schaprode/Rügen mit seinem Fang

Der Atlantische Hering ist Fisch des Jahres 2021

Gewählt wurde der Atlantische Hering als Fisch des Jahres 2021 gemeinsam vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST). Der Hering ist eine weit verbreitete Fischart, von der die kommerzielle Fischerei jährlich bis zu hunderttausend Tonnen fängt. Mit seiner Wahl sollen der Hering und seine Gefährdung, aber auch die bedrohte biologische Vielfalt im Meer verstärkt Aufmerksamkeit erhalten.

Große Schwärme

Der Atlantische Hering ist eine Schwarmfischart mit silbrigem Schuppenkleid. Er kann eine maximale Länge von 45 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu einem Kilogramm erreichen, bleibt aber mit etwa 30 bis 35 Zentimetern und einem Gewicht von 120 bis 200 Gramm meist deutlich kleiner und leichter. Heringsschwärme können mehrere Tausend Fische umfassen. Sie leben im Freiwasser der Meere und halten sich meist in Tiefen von 150 bis 350 Metern auf.

Abends wandern sie zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche. Heringe fressen zumeist Zooplankton, das sie aktiv jagen. Zum Laichen kommen einige Heringsbestände bis dicht an die Ufer in flache Wasserzonen. Die Weibchen geben dabei zwischen 20.000 bis 50.000 Eier ab, die an Pflanzen als Substrat haften. Die Befruchtung durch die Männchen erfolgt anschließend im offenen Wasser. Eine Brutpflege wird nicht betrieben.

Wichtiges Bindeglied

„Der Atlantische Hering spielt in den Ökosystemen unserer Meere eine entscheidende Rolle: Er stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen verschiedenen Ebenen des Nahrungsnetzes dar und ist zum Beispiel Nahrungsgrundlage für Dorsche, Robben und Schweinswale“, erklärt BfN-Präsidentin Beate Jessel. „Der Erhalt der Heringsbestände ist eine wichtige Grundlage, um die biologische Vielfalt der Meere zu bewahren.

Die Fangmengen der kommerziellen Fischerei und der Freizeitfischerei müssen sich daher an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren. Zentrale Bausteine zur Erholung der Heringsbestände sind die Reduzierung der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und des klimawandelbedingten Anstiegs der Meerestemperatur.“

Akute Gefährdung

Kaum eine andere Fischart hat eine so große wirtschaftliche Bedeutung wie der Hering – und dies schon seit mehr als 1.000 Jahren. Im Jahr 2018 wurden in der kommerziellen Fischerei in Deutschland 69.000 Tonnen Heringe angelandet, 52.000 Tonnen davon wurden außerhalb deutscher Hoheitsgewässer gefangen. Obwohl es sich eigentlich um eine sehr häufige Fischart handelt, ist der Laichbestand des frühjahrslaichenden Herings der westlichen Ostsee von 300.000 Tonnen in den 1990er-Jahren auf 60.000 Tonnen im Jahr 2020 gesunken. Seit 2006 befindet sich der Hering außerhalb sicherer biologischer Grenzen, seine erfolgreiche Fortpflanzung ist akut gefährdet.

Weniger Licht

Durch die hohen Temperaturen im Frühjahr schlüpfen die Larven, bevor ausreichend Nahrung verfügbar ist – sie verhungern. Die hohen Nährstoffkonzentrationen in der Ostsee, maßgeblich durch die Düngung in der Landwirtschaft, führen zu einem starken Wachstum einzelliger Algen und weniger Licht im Wasser. Größere Algen können daher nicht mehr wachsen.

Den Heringen fehlt in Folge das für die Fortpflanzung nötige Laichsubstrat. So hat zum Beispiel im Greifswalder Bodden, einem der wichtigsten Laichgebiete für den frühjahrslaichenden Hering, die Bedeckung des Meeresbodens mit höheren Wasserpflanzen auf etwa sieben Prozent der ursprünglichen Fläche abgenommen.

Datum: 8. Juli 2021 Text: Redaktion Bild: Imago/Jens Höfel