Integration: Neun Kulturprojekte mit stadtweiter Wirkung werden gefördert / Schwerpunkt bei Flucht und Migration.
Die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten, ist entscheidend für den Bildungserfolg von Kindern, aber auch für die Integration von Flüchtlingen. Einige Projekte, die sich berlinweit dafür einsetzen, gehen jetzt an den Start.
Sonnenschirme am Strand von Gaza Stadt oder eine Tankstelle vor Aleppo: In acht Bezirken entstehen mobile Modellbauwerkstätten, in denen geflüchtete und Berliner Jugendliche gemeinsam ihre – erinnerten oder erträumten – Haus- und Lebensbauten entwickeln. Aus den Teilprojekten entsteht im Frühsommer 2017 auf dem Tempelhofer Feld eine interaktive und begehbare Modellbaulandschaft. Zeugenschaft, Erinnerungsarbeit und Zukunftsbau sollen sich in dem fragilen Häusermeer verbinden, Künstler, Handwerker und Architekten begegnen (Neu-)Berliner Jugendlichen.
Neue Strukturen
Möglich wird das Projekt „casa mia“ (italienisch für „mein Zuhause“), das noch im Frühsommer starten soll, durch eine Förderung aus dem Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung. Das Vorhaben, das derzeit in dem JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische27 in Kreuzberg vorangetrieben wird, ist eines von berlinweit neun Initiativen, die jetzt für die Förderung ausgewählt worden sind. Ihnen gemein ist, dass sie in mindestens sechs Bezirken durchgeführt werden und „strukturbildend“ wirken, teilt die Kulturprojekte Berlin GmbH mit. Demnach wird „casa mia“ unter anderem in Werkstätten im Flughafengebäude Tempelhof sowie im FEZ-Berlin angegangen. Dazu werden insgesamt circa 300 aktive Modellbauer, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erwartet. Vorwiegend seien es junge Geflüchtete aus den beteiligten Notunterkünften und Wohnheimen, doch sollen in allen Modellbauwerkstätten auch Jugendliche aus der Nachbarschaft und aus nahen Schulen eingeladen werden. Das FEZ-Berlin hat auf dem eigenen Areal unbegleitete Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene, die an den Modellbauaktionen beteiligt werden sollen. Insgesamt wurden nach der Entscheidung des Beirats rund 770.000 Euro verteilt. 23 der insgesamt 33 beantragten Förderanträge haben nach Selbstaussage einen Bezug zu Flucht und Migration, hieß es. Von den geförderten neun Projekten arbeiten sieben Konzepte mit geflüchteten Teilnehmenden oder involvieren Menschen mit Fluchthintergrund in das Projektteam. „Die ausgewählten Projekte zeichnen sich durch hohe künstlerische Qualität aus, wirken strukturbildend in den Stadtraum und beziehen sich direkt auf die Lebenswelt der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahre“, hieß es. Jury und Beirat hätten auf einen „diversitätssensiblen Umgang“ und gleichberechtigte Arbeitsansätze, auf Augenhöhe, vor allem hinsichtlich der Einbindung von Geflüchteten, geachtet. Das ebenfalls von Kreuzberg aus organisierte, auf Mädchen und junge Frauen ausgerichtete Vorhaben „Spot on, girls! Mit Hiphop & Skateboarding für eine Willkommenskultur in der Hauptstadt“ fördert nach Angaben der Initiatoren die Begegnung zwischen geflüchteten und nicht-geflüchteten Berlinerinnen und Berlinern. Über Hiphop, DJing, Graffiti, Breakdance und Skateboarding erobern und nutzen sie urbanen Raum und urbane Kultur. Ein genderreflektierter Ansatz und ein peer-to-peer-Konzept bilden die Basis. Viele der Projekte wären ohne den warmen Regen wohl undenkbar gewesen. „Die Förderung hat unserer Sache einen ordentlichen Schub verpasst“, hieß es von der Plattenfirma „Springstoff“, die „Spot on, girls!“ verantwortet.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.schlesische27.de
www.springstoff.de
nm/red / Bild: Schlesische 27/Fred Moseley / Bild: Thinkstock/iStockphoto/dolgachov