Emanzipation: Sechs Blüten in den Regenbogenfarben werden am Magnus-Hirschfeld-Ufer errichtet.
Ein Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer – dafür kämpft der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) schon seit dem vergangenen Jahr. Kürzlich gab das Bezirksamt Mitte endlich grünes Licht: Das Denkmal wurde gestattet.
Sechs bunte Blüten
Der Standort wurde nicht willkürlich gewählt. Der Uferabschnitt der Spree zwischen Luther- und Moltkebrücke gegenüber dem Bundeskanzleramt war am 6. Mai 2008 nach Magnus Hirschfeld benannt worden. Seit 2. September 2011 erinnern zwei Gedenktafeln an Magnus Hirschfeld und die Emanzipationsbewegung, die gleichzeitig die Entstehung des Denkmals ankündigen. „Es ist endlich so weit“, freut sich Jörg Steinert, LSVD-Geschäftsführer. Warum der nötige Gestattungsvertrag über neun Monate gebraucht habe, um von beiden Seiten unterschrieben zu werden, könne er sich nicht erklären. Wann das Denkmal stehen wird, sei leider noch nicht absehbar. „Aber ich denke, dass wir noch im Herbst einen Termin nennen werden.“
Das Denkmal wird aus sechs großen Blüten der sogenannten Calla-Lilie bestehen, die die Farben des Regenbogens vereint. Die Calla-Lilie hat sowohl männliche als auch weibliche Blüten auf einer Pflanze, was sinnbildlich für die Vielfalt sexueller Identitäten stehen soll. Der Entwurf habe sich ziemlich eindeutig gegen weitere vier durchgesetzt, berichtet Steinert. Alle Entwürfe stammen von Studierenden der Universität der Künste (UdK), die den LSVD damit maßgeblich bei der Realisierung des Projekts unterstützt. Die UdK hat nun auch den Architekten Sascha Ratayski beauftragt, das Denkmal zu planen. Der Bezirk hat sich mit dem LSVD auf ein Mietverhältnis der Grünfläche ohne Zahlung, befristet auf zehn Jahre, geeinigt. Außerdem habe der Bezirk im Falle eines Grundstücksverkaufs ein Sonderkündigungsrecht. „Das hat uns erstmal stutzig gemacht“, sagt Steinert. Aber im Moment sei er nur froh, dass es zur Errichtung des Denkmals kommt. Die Kosten werden zwischen 120.000 und 130.000 Euro betragen. Sie sind durch Spenden und Lotto-Mittel gedeckt. Die Zusage zur Finanzierung des Denkmals sei geklärt worden, bevor es zur Entwurfsentwicklung kam. „So können wir sicher sein, dass das Finanzielle gesichert ist“, sagt Steinert.
Würdigung längst fällig
Ein weiterer Unterstützer für das neue Lilien-Denkmal ist Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin a.D.: „Magnus Hirschfeld war Vorkämpfer der schwul-lesbischen Gleichstellung. Und mehr als das: Er hat sich für die Freiheits- und Bürgerrechte des Einzelnen eingesetzt. Mit seinem Mut, seinem humanitären Engagement und seinem Kampf für Aufklärung, Emanzipation und solidarisches Miteinander ist er Vorbild auch für die heutige Zeit.“ Magnus Hirschfeld ein Denkmal zu setzen, wo die Benennung des Spreeufers unweit des Standortes des Instituts für Sexualwissenschaft seit 2008 an ihn erinnere, sei eine längst fällige Würdigung.
Sara Klinke