BVG und S-Bahn haben massive Probleme in den Ostbezirken.
M5, M6 und M8 heißen die Tramlinien der BVG, die derzeit mit ganz besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Selbst außerhalb der Rush-Hour geht hier oft nichts mehr. Viele Fahrgäste sehen sich seit Langem nach einigermaßen normalen Verhältnissen in der Umsetzung des Fahrplans. Ab der Hälfte der Strecke außerhalb des Innenstadtrings ist der Zustieg in die übervollen Bahnen oft unmöglich. Die Fahrtzeiten im Berufsverkehr haben sich durch diese angespannte Lage inzwischen sogar verdoppelt. Das ist schon längst kein „Gefühl“ mehr, das die Fahrgäste auf den Strecken in Richtung östlichem Stadtrand überkommt, sondern traurige Realität. Das belegen inzwischen auch aktuelle Zahlen, die die Senatsverwaltung für Verkehr auf eine Anfrage des Abgeordneten Henner Schmidt (FDP) lieferte.
Kurzfristige und ungeplante Ausfälle
Während der Ausfall der Straßenbahnen in fast allen Monaten des Jahres 2017 zwischen 10.000 und 12.000 Kilometer betrug, schnellte diese Quote im Jahr 2018 auf einen bis zu zehnfachen Wert hoch. Den Höhepunkt des Dramas konnte die BVG im September 2018 notieren: 107.000 Kilometer zeigte der Ausfalltacho für diesen Monat bei allen Berliner Tramlinien an. Als normale Ausfallerwartung gilt eine Zahl von rund 5.400 Kilometern. Für die Linien M5, M6 und M8 wurden im November Ausfallquoten ganzer Zugeinheiten von mehr als 15 Prozent notiert. Die Gründe dafür sind bekannt und die BVG macht daraus auch kein Geheimnis: Es fehlt an Fahrzeugen und an Personal. „In den letzten Wochen ist die Fahrpersonalverfügbarkeit vor allem durch die schleppende Umsetzung von Maßnahmen zur Beschleunigung von Fahrzeiten sowie durch kurzfristig geänderte Baumaßnahmen beeinflusst worden“, teilt die BVG nun auf Anfrage des Berliner Abendblattes
mit. Bereits im Laufe des vergangenen Jahres sei der Betriebsablauf der Straßenbahn durch unplanmäßige Baumaßnahmen massiv gestört worden. „Wenn geplante Baumaßnahmen wegen fehlender Genehmigungen kurzfristig abgesagt werden müssen, können die Dienstpläne oft nicht mehr angepasst werden. Wenn nicht rechtzeitig gebaut werden kann, werden dann außerdem oft Langsamfahrstellen nötig, was die Fahrzeit verlängert und wiederum den Personalbedarf steigert“, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner. Der Ausfall führe in der Folge zur Überfüllung der Bahnen.
Die politischen Forderungen
Julian Görlitz, Vorsitzender der SPD Alt-Hohenschönhausen, hat dafür kein Verständnis „Für die Außenbezirke ist eine gute und verlässliche ÖPNV-Anbindung wichtig. Die BVG muss sich mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und bessere Angebote für die Menschen schaffen, die alltäglich auf einen reibungslosen Transfer in die Innenstadt angewiesen sind“, so seine Forderung. Auch die Angebote der S-Bahn in der Region stehen aufgrund der zahlreichen Mängel nun in der Kritik. Hier sind es vor allem Betriebsstörungen, aber auch Fahrzeug- und Personalmangel, die eine Entlastung verhindern. Unbesetzte oder lückenhaft aufgestellte Schichtpläne sowie Fahrzeugstörungen sind die Gründe für rund die Hälfte aller Ausfälle, die inzwischen mehr als jede zehnte S-Bahntour betreffen.
„Insgesamt gesehen habe ich nicht den Eindruck, dass die Lösung der ÖPNV-Probleme im Berliner Osten beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg irgendeine Priorität hat“, meldet sich auch der Hohenschönhausener CDU-Abgeordnete Danny Freymark zu Wort. Er wisse auch, dass erst mit der Fahrzeugbeschaffung der S-Bahn zum Jahr 2023 eine Besserung der Situation eintreten könne. Bis dahin dürfte der VBB mit seine Bahnen und Bussen noch einige Millionen Fehlkilometer auf seinen Touren gesammelt haben.
Datum: 21. Januar 2019, Text und Bild: Stefan Bartylla