Politiker verspricht Hilfe bei den Verhandlungen des Atelier-Vereins mit der Bahn.
„Eigentlich war alles auf dem besten Weg, damit wir der Deutschen Bahn das Gelände hier abkaufen können. Jetzt scheinen aber alle Entscheidungen doch noch einmal auf die lange Bank geschoben worden zu sein“, sagt Björn Friese, Sprecher der BLO-Ateliers, die es seit 16 Jahren auf dem nicht mehr genutzten Bahngelände am Kaskelkiez gibt. Derzeit prüft die Deutschen Bahn AG alle ihre Grundstücke und Immobilien noch einmal auf Eignung für zukünftige Nutzungen. „Eigentlich ist klar, dass die Bahn die Flächen hier nicht mehr gebrauchen kann. Eine Prüfung wird es dennoch geben. Und die wird den Verkauf des Geländes mit Sicherheit empfindlich verzögern“, sagt Friese.
Künstler-Quartier
In den BLO-Ateliers arbeiten seit gut 16 Jahren Künstler und Handwerker. Es gibt eine Werkstatt für Bambusfahrräder, eine Schmiede, eine Bühnenwerkstatt, ein Mode-Atelier und eine Spezialwerkstatt für Filmrequisiten. Etwa 100 Personen arbeiten und produzieren hier. Einige Ateliers und Werkstätten bieten zudem Workshops an und der Trägerverein Lockkunst e.V. organisiert regelmäßig gemeinnützige Projekte mit verschiedenen kulturellen und kommunalen Partnern auf dem rund 12.000 Quadratmeter großen Gelände, für das der Verein einen Mietvertrag mit der Bahn bis zum Jahr 2024 besitzt.
„Wir stehen immer noch ganz am Anfang der Verhandlungen. Aber wir werden auf jeden Fall versuchen, gemeinsam mit dem Senat die Dinge im Sinne der BLO-Ateliers umzusetzen, um den Kauf des Geländes zu ermöglichen“, hatte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) bereits im September angekündigt. Jetzt holte sich dieser noch einmal prominente Verstärkung und lud seinen Parteigenossen Gregor Gysi zum Rundgang aufs Gelände ein. Es gab Stippvisiten bei einer Fotografin, in der Schmiede, in der Bumerang- und in der Möbel-Werkstatt und auch auf dem Bogenplatz des Geländes. „Die Angelegenheiten der Deutschen Bahn AG sind ja grundsätzlich auch Angelegenheiten des Bundes. Darum begrüßen wir es sehr, wenn sich auch politische Vertreter aus dem Bundestag für unsere Angelegenheiten interessieren“, kommentierte Friese den Besuch des prominenten Bundestagsabgeordneten.
Namhafte Unterstützung
Mit Gesine Lötzsch (Die Linke) habe man zwar bereits eine namhafte Bundespolitikerin im offiziellen Unterstützerkreis. Aber die Fürsprache eines Gregor Gysi könne die Kaufpläne der BLO-Ateliers noch einmal verstärkt unterstützen. Und der Politiker zeigte sich besonders angetan von den Aktivitäten der Künstler und Handwerker. „Ich finde es schon fantastisch genug, dass so viele verschiedene Leute hier auf dem Gelände aktiv sind. Wenn es keinen interessieren würde, könntest du das Vorhaben zum Kauf des Geländes ja vergessen. Aber dass die Leute, die hier arbeiten, davon auch noch vernünftig leben können, ist die ganz große Kunst, die hier umgesetzt wird und die es zu unterstützen gilt“, lautete Gysis Fazit nach dem Rundgang. „Was soll die Bahn mit dem Gelände? Sollen sie es doch verkaufen. Alles andere wäre doch Quark“, lautete denn auch seine Forderung und versprach, Bahnchef Ronald Pofalla zu kontaktieren, um auf die Dringlichkeit der Pläne für die BLO-Ateliers hinzuweisen. „An Herrn Pofalla habe ich schon einige Briefe geschickt, die Wirkung gezeigt haben“, stellte Gysi schließlich in Aussicht.
Datum: 18. Dezember 2019, Text und Bilder: Stefan Bartylla