Elementary Pupils Enjoying Healthy Lunch In Cafeteria Holding Fork Smiling At Camera

Angebot ab kommenden Schuljahr ist in Marzahn-Hellersdorf umstritten.

Die rot-rot-grüne Koalition hatte zum vergangenen Weihnachtsfest ein paar schöne Geschenke für Berliner Familien unter den Weihnachtsbaum gelegt: Ab dem Schuljahr 2019/20 sollen die monatlich fälligen 37 Euro für das Schüler-Essen in den Grundschulen und auch für Schüler in den fünften und sechsten Klassen an den Berliner Gymnasien wegfallen. Mit rund 40 Millionen Euro pro Schuljahr wird der Senat das Essen dieser Schüler pro Schuljahr finanzieren. Allein in Marzahn-Hellersdorf kommen im nächsten Schuljahr rund 13.000 Schüler in den Genuss eines kostenlosen Mittag-Essens.

Zunehmende Nachfrage

„Wieviele Schüler diesen Anspruch tatsächlich wahrnehmen werden, wird die Erfahrung zeigen, die wir im kommenden Jahr machen werden“, sagt Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) zur bevorstehenden Einführung anlässlich einer Anfrage in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung. Eine besonders spannende Frage sei die technische Umsetzung dieses neuen Angebotes. „Angesichts der Kapazitätsgrenzen, die wir in der jüngsten Vergangenheit bereits mit dem bestehenden Angebot an einigen Grundschulen hatten, müssen wir uns unbedingt auf den zu erwartenden Mehrbedarf auch an vielen anderen Schulen vorbereiten“, so Lemm. Er weiß, dass bei vielen wirtschaftlich schwachen Familienhaushalten diese Unterstützung besonders gut ankommen wird. „Wir werden darauf vorbereitet sein, um die Essensausgabe wie geplant durchführen zu können“, verspricht der Stadtrat.

Der Senat schätzt, dass die Nachfrage mit dem kostenlosen Angebot über alle Bezirke hinweg um 14 Prozent zunehmen dürfte. In den Regionen mit Spitzenwerten könnte die Nachfrage jedoch auch um bis zu sechzig Prozent steigen, ließ der Verband der Berliner Caterer mitteilen. Viele Kritiker der Neuregelung zur Essensfinanzierung merken an, dass mit dem neuen Angebot auch der reine Betreuungsaufwand während der wahrscheinlich umfangreicheren Essenszeiten steigen dürfte.
Schwierige Bedingungen. „Die große Koalition, aber auch wir im Bezirk müssen uns fragen, ob wir diesen Aufwand mit dem dafür vorgesehenen Budget von 25 Millionen Euro im Jahr umgesetzt bekommen, ohne dass die Qualität des Essens darunter leidet“, merkte der CDU-Abgeordnete Robert Kovalev in der aktuellen Fragestunde der BVV an. Auch der Fraktionsvorsitzende der Linken, Björn Tielebein, erkennt die Problemlage bei fehlendem Personal, Ressourcen und Qualität: An und für sich sei die Kostenübernahme beim Schulessen genau so eine soziale Errungenschaft für viele Familien, wie es die Einführung der kostenlosen Kitaplätze war.

Probleme mit Verteilung und Qualität bleiben

„Das Besondere an dieser Regelung ist, dass die Unterstützung unabhängig von Jobcenter und Arbeitsamt umgesetzt wird. Jedes Recht für alle ist doch viel besser, als die Ermäßigung für einige“, so Tielebein. Alexander J. Herrmann, der Fraktionsvorsitzende der CDU, brachte schließlich noch das Qualitätsargument ins Spiel. „Schon jetzt kämpfen die Caterer bei den ihnen zugeteilten Haushaltsmitteln mit Qualitätsproblemen. Die werden sich mit der Ausweitung des Angebots sicherlich nicht beheben lassen“, so Alexander J. Herrmann.

Es sei überhaupt nicht sozial gerecht, wenn alle Schüler denselben schlechten Fraß vorgesetzt bekämen. „Ich möchte lieber, dass die Familien, die sich ein qualitativ hochwertiges Essen für ihre Kinder nicht leisten können, dies bezahlt bekommen.“ Die Kosten zur Schülerspeisung sind derzeit bei 3,25 Euro pro Mittagsportion festgelegt.

Datum: 2. Februar 2019, Text: Stefan Bartylla, Bild: thinkstock/istock/ monkeybusinessimages