Geburtstag: 50 Jahre Müllheizkraftwerk Ruhleben – das Herz Berliner Entsorgungssicherheit.

Als vor rund 25 Jahren der Bio-Prinz genannte britische Thronfolger Charles das 1967 in Betrieb genommene Müllheizkraftwerk (MHKW) in Ruhleben besuchte, war noch nicht absehbar, dass das Herz der Berliner Entsorgungssicherheit auch ein weiteres Vierteljahrhundert später noch so kraftvoll schlägt. Aktuell, zum 50. Geburtstag des MHKW, fahren hier tagein, tagaus bis zu 250 Müllautos vor und entleeren rund zwei Drittel des Berliner Abfalls zum Verbrennen in die riesigen Kessel.

Egal ob Windeln, Kehricht oder Tierstreu. Das sind gut 500.000 Tonnen jährlich, die hier verarbeitet und in Strom und Energie umgewandelt werden. Und das für etwa 60.000 Berliner Haushalte. Gleichzeitig werden wertvolle Rohstoffe wie Eisen, Stahl oder Kupfer aus dem Restmüll zurück gewonnen. Ein wichtiger Ressourcenschutz. Was einst weggeworfen, verbrannt oder verbuddelt wurde, gilt heute als wertvoller Rohstoff. Das ist nicht zuletzt auch dem seit 2005 geltenden Deponierungsverbot für Hausmüll geschuldet.

Ökologischer Dauerbrenner

Der frühere Verkehrssenator und Bürgermeister Otto Theuner hatte dem MHKW bei seiner Grundsteinlegung 1964 noch eine „zeitgerechte Fertigstellung, eine lange Lebensdauer und einen störungsfreien Betrieb“ gewünscht. 50 Jahre später sind Politik und Wirtschaft zu Recht stolz auf den ökologischen Dauerbrenner am Stadtrand. Davon konnten sich auch die Besucher der Geburtstagsfeier am Tag der offenen Tür bei strahlend blauem Himmel ein Bild machen – und staunten nicht schlecht. Denn hier stinkt nichts! Die wenigen weißgrauen Wolken am Himmel, die aus den turmhohen Kaminen des MHKW steigen, sind reiner Wasserdampf.

Strengste Grenzwerte

Über die hohen Standards beim Umwelt- und Klimaschutz freute sich auch BSR-Chefin, Dr. Tanja Wielgoß. Die Anlage sei schon Anfang der 1960er- Jahre ein Vorreiter gewesen. Selbst strengste Grenzwerte bei den Umweltstandards würden unterschritten, die Berliner würden von geringeren Abfallgebühren profitieren, und auch die entstehende Schlacke würde noch zur Abdeckung der Berliner Deponien genutzt. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen) hob hervor, dass „ein Müllheizkraftwerk wie dieses in Ruhleben wichtig ist, um aus dem Restmüll das Beste herauszuholen: grünen Strom, nachhaltige Wärme sowie Wertstoffe.“ Sie sei froh, dass die BSR laufend in das MHKW investieren würde und sich die Ökobilanz stetig verbessert.

Riesige Verschwendung

Jedes Feuerwerk in der Hauptstadt sei emissionsreicher, als das MHKW. Früher galt Abfall als Müll. Heute wird er als Grundstoff für Neues genutzt. Das kann man schon mal feiern. Gleichzeitig aber mahnt der BUND bei allem ökologischen Erfolg der Anlage kein Gold ins Feuer zu werfen, sondern die Mülltrennung weiter voran zu treiben. Insbesondere in Sachen Biotonne und der Gewinnung von Energie aus kompostierbaren Abfällen gäbe es noch Luft nach oben. Knapp die Hälfte des Restmülls der verbrannt wird bestünde aus Küchen- und Gartenabfällen. Für den BUND eine riesige Ressourcenverschwendung. Dabei würde schon eine Bananenschale die Energie bringen um eine 11-Watt-Lampe 34 Minuten zum Leuchten bringen.

RED/MEN, Bild: Markus Engelhardt