In der Gedenkstätte der Sozialisten finden keine Beisetzungen mehr statt

Die Diskussion ist nicht neu und das Ergebnis der vergangenen Jahre immer dasselbe. .Mit seiner jüngst erschienenen Biographie „Ich war der letzte Bürger der DDR“ wirft Honecker-Enkel Roberto Yáñez erneut die Frage nach einem Bestattungsort für die Urnen seiner Großeltern auf. Nach dessen Auffassung gehören nämlich die sterblichen Überreste von Margot und Erich Honecker zur deutschen Geschichte und sollten damit an der Seite ihrer Genossen, nämlich auf der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Friedhof in Friedrichsfelde beigesetzt werden. Zur Zeit befinden sich die Urnen noch in Chile und sind bei einem Freund der Familie gelagert. Der im Jahr 1994 verstorbene Ex-SED-Chef hatte zu Lebzeiten noch den Wunsch geäußert, in heimischer Erde bestattet zu werden. Das wäre aber dann nicht in Berlin, sondern in seinem saarländischen Geburtsort Neunkirchen. Margot Honecker starb vor zwei Jahren in Chile.

„Geschlossene Geselschaft“

Auf dem eigentlichen Gelände der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde sind indes ohnehin keine Bestattungen mehr möglich. Seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 werden hier keine neuen Gräber mehr vergeben. Im inneren Gräberkreis sind hier unter anderem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sowie einstige DDR-Politprominenz wie Walter Ulbricht und Otto Grotewohl beigesetzt. Allein in der Grabanlage Pergolenweg in der direkten Umfassung des zentralen Geländes können noch weiterhin die Urnen von Familienangehörigen jener Personen beigesetzt werden, die bereits vor 1989 dort bestattet wurden. Zuletzt war es der ehemalige Chef der DDR-Auslandsspionage und stellvertretende Minister für Staatssicherheit, Markus „Mischa“ Wolf, der dort im Jahr 2006 im Grab seines Bruders Konrad seine letzte Ruhe fand. Gegenwärtig umfasst die gesamte Grabanlage rund 350 Grabstellen mit über 500 Toten. Dass die Beisetzung der sterblichen Überreste der Familie Honecker in der Gedenkstätte der Sozialisten nicht möglich ist, bestätigte nun auch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz anlässlich einer Anfrage des Lichtenberger Abgeordneten Danny Freymark (CDU). „Mit dem Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland ist die Gedenkstätte der Sozialisten geschlossen worden“, merkt Staatssekretär Stefan Tidow in seiner Mitteilung an. Im Übrigen hatte das Bezirksamt Lichtenberg mitgeteilt, dass kein Antrag der Familie auf Vergabe eines dortigen Nutzungsrechts für eine Bestattung von Margot und Erich Honecker vorläge.

Keine Gefahr durch Linksextremismus

Danny Freymarks Anfrage im Abgeordnetenhaus beschäftigte sich zudem noch mit der Befürchtung, dass dort ein „Wallfahrtsort für Linksextreme und zur Verherrlichung des Unrechtsregimes in der DDR geschaffen werden könnte“. So eine Perspektive schätzt die Senatsverwaltung als sehr unwahrschienlich ein. „Der Senat geht davon aus, dass der Friedhof auch in Zukunft nur bestimmungsgemäß“ dem Andenken an Verstorbenen gewidmet sei. Auch einer Umbettung Walter Ulbrichts aus der Gedenkstätte in ein anderes Grab auf dem Zentralfriedhof sei nicht geplant. Zuletzt hatte Historiker und Ex-Gedenkstätten-Chef Hubertus Knabe eine solche Maßnahme für das Grab des Mannes gefordert, der zu Lebzeiten den Mauerbau quer durch Deutschland initiiert hatte. Soweit will Fragesteller Danny Freymark ohnehin nicht gehen: „Die Gedenkstätte der Sozialisten ist ein Stück Erinnerung und Mahnung daran, um die Dinge anders und besser zu machen“, so der Abgeordnete. Man könne froh sein, einen solch bedeutenden Ort im Bezirk zu haben, so Danny Freymark.

Datum: 31.10.2018, Text: Stefan Bartylla, Bild: WikimediaCommons / A. Savin