Hunderte Menschen protestierten gegen die Räumung. Polizei und Bezirk zeigten sich erleichtert.
Die Geschichte um die Besetzung der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg ist beendet. Am frühen Morgen des 11. Januar erfolgte unter Protest von einigen Hundert Demonstranten hinter Absperrgittern die Räumung durch die Gerichtsvollzieher. Die letzten Geflüchteten, die dort noch gelebt hatten, hatten bereits am Abend zuvor die Schule verlassen.
Polizei erleichtert
Bei den Protesten vor der Schule auf der Ohlauer Straße wurden die Räumung selbst und die Situation der Geflüchteten mit Spruchbändern und Sprechchören kritisiert. Später zog die Demonstration durch den Stadtteil. Zwischenfälle gab es keine. Polizeisprecher Winfrid Wenzel zeigte sich erleichtert, dass ein jahrelanger Dauereinsatz für die Polizei nun auf friedliche Weise zu Ende gegangen ist. „Mit den letzten Bewohnern wurde am Vorabend eine Einigung erzielt und sie haben das Haus verlassen“, erläuterte er. Während die Räumung durch einen Gerichtsvollzieher lief, hätten Polizeikräfte geprüft, ob wirklich niemand mehr im Gebäude ist. Auch einige zuvor verschlossene Räume wurden dazu geöffnet.
Alle Bewohner untergebracht
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg teilte kurz nach dem Einsatz mit, dass allen verbleibenden Bewohnern alternative Unterkünfte angeboten werden konnten. Manche hätten das Angebot nicht angenommen und sich selbst eine Bleibe organisiert. Keiner von ihnen müsse auf der Straße leben. Die Räumung von Sperrmüll und Gegenständen, die sich noch im Gebäude befänden, erfolge später. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann bedankte sich bei den involvierten Behörden, aber auch bei den Unterstützern der Geflüchteten, die mit ihrer Betreuung eine wichtige Arbeit geleistet hätten. Sie kündigte an, dass die Planungen für ein Flüchtlingszentrum, das in dem Gebäude entstehen soll, nun beginnen könnten.
Enttäuschung unter Demonstranten
Die Stimmung bei der Demonstration gegen die Räumung lässt sich wohl am besten als fatalistisch beschreiben. Vor den Absperrgittern rund um den Schuleingang zusammengedrängt, blieb sie friedlich und entspannt. Die Enttäuschung über den verlorenen jahrelangen Kampf war jedoch deutlich zu spüren. Für die Initiativen, die sich für die Geflüchteten in der besetzten Schule eingesetzt hatten, war die Demonstration ein Anlass, noch einmal ihre Positionen zur Sache und zur Flüchtlingspolitik im Allgemeinen zu äußern. So dankte eine Rednerin den Anwesenden – „auch wenn wird nicht wirklich wissen, was wir eigentlich noch hier tun.“ Eine Demonstrantin, die ihren Namen nicht in den Medien lesen möchte, kommentierte, der Bezirk habe sich mit gerichtlicher Macht gegen die Menschlichkeit durchgesetzt.
Rückblick
Die Gerhart-Hauptmann-Schule war Ende 2012 von über 100 Geflüchteten und einigen ihrer Unterstützer besetzt worden. Schon im Jahr 2014 sollte sie das erste Mal geräumt werden, jedoch sahen die Behörden davon ab, weil einige der Bewohner damit gedroht hatten, sich vom Dach der Schule zu stürzen. Die Situation in der Schule war zeitweise sehr angespannt. Es war von schlechten hygienischen Verhältnissen und Auseinandersetzungen die Rede. Im April 2014 war bei einem Streit ein Mann erstrochen worden. Nach langem Rechtsstreit hatte das Landgericht Berlin im Juli dann entschieden, dass der Bezirk die Räumung der Schule durchführen lassen darf. Die Zahl der Bewohner schwankte über die Jahre, in den letzten Tagen vor der Räumung lebten nur noch wenige Menschen dort.
Text/Bilder: Oliver Schlappat