Baukollegium Berlin empfiehlt Änderungen an geplanter Architektur.

Wo sich früher junge Leute bei Partys und Konzerten vergnügten, sollen  künftig Senioren zu Hause sein, aber auch kulturelle und soziale Angebote für alle Menschen in Grünau ermöglicht werden. Je weiter die Planungen für den Umbau der einst legendären Ausflugsziele „Riviera“ und Gesellschaftshaus zu einer luxuriösen Wohnanlage voranschreiten, desto deutlicher werden von verschiedener Seite Bedenken gegen das Projekt formuliert.

Auf Bitten des Bezirksamts und des Landesdenkmalrats hat sich jetzt das Baukollegium Berlin mit dem Thema beschäftigt. Dieses der hiesigen Baukultur verpflichtete Gremium empfiehlt dem Projektträger Terragon, die geplante öffentliche Zugänglichkeit des Uferwegs als „identitätsstiftendes Element“ zu realisieren und  zu prüfen, ob auf den gläsernen Verbindungsbau  verzichtet werden könnte, wenn Teile der U-förmigen Bebauung in die geplante Bebauung westlich der Regattastraße verlagert werden könnten. Dies würde die Verbindung zum Wasser erheblich verbessern. Außerdem sei zu prüfen, ob die bestehende große Platane  erhalten werden könnte, indem die U-förmige Bebauung anders konfiguriert und orientiert wird.

Außerdem solle die Möglichkeit eruiert werden, die Architektur der  Neubauten so zu differenzieren, dass eigenständige Häuser und keine homogene Gesamtanlage entwickelt wird. Wegen des bereits vom Bezirk erteilten Bauvorbescheids konnte lediglich die Verteilung der Baumassen sowie  der architektonische Ausdruck Gegenstand der Beratung im Baukollegium sein, nicht aber das Bauvolumen. Zuvor hatte der Landesdenkmalrat sein Bedauern über den „markanten Verlust bauhistorisch wichtiger Substanz vor allem im Gesellschaftshaus“ geäußert. Namentlich die Aufgabe des Saals erachte er als Mangel. Er empfiehlt,  möglichst viel von der historischen Substanz und Ausstattung zu erhalten, die seit Jahren dem Verfall preisgegeben sind.

Offener Uferweg

„Dass der Erhalt und wirtschaftliche Betrieb dieser sehr großen Räumlichkeit im Gesellschaftshaus für uns nicht möglich sind, wurde auch vom Landesdenkmalrat akzeptiert“, erklärt Terragon-Vorstandschef Michael Held. „Der Erhalt einer Großgastronomie ist an dieser Stelle sowohl baurechtlich  als auch durch die tiefgreifenden Veränderungen des Freizeitverhaltens undurchführbar.“ Terragon habe umfangreiche restauratorische Untersuchungen  durchgeführt, die in die denkmalgerechte Sanierung aufgenommen werden.

Held: „Die historische Veranda um das Gesellschaftshaus soll unter Freilegung historischer Bauteile so weit wie möglich wiederhergestellt werden.“ Die Öffnung von Durchweg und Uferweg sei Teil der Konzeption, eine lebendige und einladende Umgebung zu schaffen. Held: „Die Nutzung als Servicewohnen für Senioren und die Grundzüge des Bauvorbescheids sind ausgehandelt, für Gestaltungsfragen sind wir offen.“ Die Bürgerinitiative AG Ortsgestaltung und Die Linke begleiten das Vorhaben schon länger kritisch. Abriss, „massive“ Neubebauung und Umnutzung der Denkmäler würden der Geschichte dieses Ortes nicht gerecht, so der Tenor. „Der Bezirk hätte vor Erteilung des Bauvorbescheids härter verhandeln müssen“, sagt die Abgeordnete Katalin Gennburg.

Nils Michaelis, Bild: imago/Matthias Koch