Soziales: Rumänen aus dem wilden Camp in Halensee kehren in ihre Heimat zurück.

An einem Bauzaun, direkt an einer Zufahrt zu einem Aldi-Parkplatz in Halensee, hängt ein kleines unscheinbares Plastikschild. Mit schwarzer Farbe bis zur Unkenntlichkeit besprüht und später mit einem NPD-Sticker beklebt, wird darauf eine Räumung bis zum 31. Mai durch den Grundstückseigentümer Pro 31 Area GmbH angekündigt. Ein schmaler Spalt im Zaun direkt daneben führt zu der grünen Brache. Kein Geräusch verrät, dass hier jemand wohnen könnte. Doch auf der anderen Seite des Hügels ist plötzlich ein kleines Zeltdorf zu sehen. Es folgt ein freundliches Hallo, eine einladende Handbewegung, und die Bewohner verlassen mit neugierigen Augen ihre Behausungen.

Lange geduldet

Ihre Heimat sind notdürftig mit Planen errichtete Bauten, direkt am Bahndamm. Eine Großfamilie seien sie nicht, auch wenn alle aus der Umgebung der rumänischen Hauptstadt Bukarest kämen. Seit zwölf Monaten leben sie hier, lange von Anwohnern, Grundstückseigentümer und Bezirksverwaltung geduldet. Tagsüber gehen sie arbeiten – Auf dem Bau? Tagesjobs? Flaschensammeln? Fehlende gemeinsame Sprachkenntnisse setzen dem Gespräch bald ein Ende. Freundlich wirken sie. Trotzdem gab es Beschwerden von Nachbarn. Laut Zeitungsberichten wäre nachts Musik und Streit zu hören. Auch, dass es weder Toilette noch fließend Wasser oder Müllentsorgung gibt, ist ein Problem für die zuständigen Behörden. Aber das Gelände ist privat und der Eigentümer zuständig. Dieser wurde schon vor längerem aufgefordert zu handeln. Angeblich wandte er sich inzwischen an den Arbeiter-Samariter-Bund, an den Sozialstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, an das Berliner Immobilien-Management, um eine bessere Lösung zu finden. Doch „Wohnen ist dort nicht zulässig“ sagt Baustadtrat Marc Schulte. Gesetzlich ist jedem EU-Bürger freier Aufenthalt zu gewähren – bis zu drei Monaten. Danach müssen Erwerbstätigkeit oder ausreichende Existenzmittel nachgewiesen werden können. Oder das Aufenthaltsrecht geht vorläufig verloren. Sozialstadtrat Carsten Engelmann sagt, alle seien bereit, freiwillig nach Hause zu reisen. Die ersten Sieben stiegen vor wenigen Tagen in den Bus nach Rumänien. Die restlichen 25 folgen demnächst. Engelmann „geht davon aus, dass wir das bis Mitte Juni friedlich gelöst haben werden.“ Unterstützt wird das Bezirksamt dabei vom Landesamt für Gesundheit und Soziales und vom Verein Amaro Foro, der vermittelt und organisiert. Der Name bedeutet in der Sprache der Roma „Unsere Stadt.“

Text & Bild: Christina Praus