Landesdenkmalamt würdigt die Gestalt und Funktionalität des Gebäudeensembles.
Nach jahrelanger Diskussion hat das Landesdenkmalamt den Flughafen Tegel jetzt unter Denkmalschutz gestellt. Die Behörde will damit Klarheit für die bevorstehende Umnutzung des Airportareals schaffen. Kritiker der Schließung Tegels fühlen sich bestätigt.
Geschützt sind die beiden Bereiche Tegel Süd „Otto Lilienthal“ und Tegel Nord „Französisch-amerikanischer Militärflughafen“. Der Flughafen sei denkmalwert aus verkehrsgeschichtlichen, architekturgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Gründen, hieß es vom Senat. Der Flugbetrieb wird vom Denkmalstatus nicht tangiert, wohl aber künftige Umbauten und Planungen. Nicht geschützt werden die Rollbahnen.
Die Flughafenbauten entstanden im Zug der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion und als Konsequenz der Teilung Deutschlands. 1948 begann die Planierung der Rollbahnen, nach nur 90 Tagen Bauzeit wurden sie an die West-Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich übergeben. In den 1950er-Jahren errichteten die französischen Besatzungsbehörden die ersten Empfangsgebäude, die sich an internationalen Standards orientierten. 1961 wurde Tegel für den Passagierverkehr geöffnet.
Intelligentes Konzept
Die zwischen den Jahren 1965 und 1979 von den Architekten Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels (gmp) errichtete Anlage „Otto Lilienthal“ gilt auch im internationalen Vergleich als herausragendes Beispiel für die Architekturepoche der 1960er- und 1970er-Jahre. Besonders intelligent angelegt sei das Terminal A mit seinem sechseckigen Flugsteigring und einer dadurch ermöglichten inneren „Drive-In“-Erschließung der einzelnen Gates.
„Als Flughafen der kurzen Wege ist Tegel weltweit bekannt“, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke). „Ich freue mich sehr, dass diese Berliner Landmarke nun in die Denkmalliste eingetragen wurde.“ Damit schaffe das Landesdenkmalamt Klarheit für die bevorstehende Umnutzung des Flughafenareals. „TXL als anerkanntes Baudenkmal trägt auf jeden Fall zur Attraktivität der geplanten ,Urban Tec Republic’ mit der Beuth-Hochschule als Zentrum bei.“
Künstlerische Dreiecke. Landeskonservator Christoph Rauhut bestätigte, dass die Unterschutzstellung kein Hindernis für die vorgesehene Ansiedelung der Beuth-Hochschule im Terminal A sein werde. Die Abstimmungsgespräche zwischen allen Beteiligten laufen seit Monaten. Auch gebe es keine Auswirkungen auf den aktuellen Flugbetrieb in Tegel oder auf das Datum, wann der Flugverkehr in Tegel eingestellt wird. Gegenüber der „Berliner Zeitung“ betonte Rauhut die künstlerische, aus Dreiecken entwickelte Grundidee für die jetzigen Hauptgebäude, das Design der 1970er-Jahre sowie die Struktur des „Flughafens der kurzen Wege“, in dem Automobil- und Flugverkehr zusammengebunden wurden. Tegel zeige aber auch, welchen Erfolge offene Architekturwettbewerbe haben können. Heute dürfen gerade bei Großprojekten oft nur erfahrene Büros teilnehmen.
Langlebige Architektur
„Berlin-TXL ist langlebige Architektur, die funktioniert“, kommentierte die Bürgerinitiative „Tegel bleibt offen“ den Denkmalstatus. „Der BER dagegen ist Mahnmal für politisches Versagen.“ Die Gruppe fordert weiterhin die Umsetzung des erfolgreichen Volksentscheides „Berlin braucht Tegel“ von 2017.
Datum: 3. April 2019. Text: Redaktion. Bild: Günter Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH