Die Bereitschaft ist groß, sich für Geflüchtete zu engagieren
Das Flüchtlingsheim in der Kiefholzstraße 71 hat eine ganz besondere Eigenart: Das Haus selbst befindet sich in Neukölln – die eigentlichen Nachbarn wohnen aber in Treptow-Köpenick. Die Modulare Unterkunft für Flüchtlinge hat eine Kapazität von 215 Plätzen und ist derzeit mit nur 100 Personen belegt.
„Es handelt sich hier um eine recht kleine Unterkunft, die sich gut für besonders schutzbedürftige Menschen eignet“, erklärt der Pressesprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Sascha Langenbach. Hier leben Menschen mit Behinderungen gemeinsam mit ihren Angehörigen sowie anderen besonders hilfebedürftige Geflüchtete. Nach EU-Aufnahmerichtlinie sind das auch schwangere Frauen, ältere Menschen, Minderjährige im Allgemeinen und Personen, die psychischer, physischer oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Diese Details wurden bislang auch in mehreren Bürgerinformationen und Stadtteilgesprächen thematisiert, die aber allesamt in Neukölln stattfanden.
Die allernächsten Nachbarn aus Treptow-Köpenick erfuhren kaum etwas über die Bewohner im neuen Haus auf der Bezirksgrenze.
Große Offenheit in Ortsteil gegenüber.
„Als Anwohner habe ich erst durch das Bauschild an der MUF erfahren“, erklärt der für die SPD im Abgeordnetenhaus sitzende Lars Düsterhöft: „Für die Bürgerinformation ist ja der jeweilige Bezirk zuständig. Neukölln hatte den Nachbarbezirk bereits angefragt, welche Multiplikatoren sonst noch eingeladen werden sollen.
Die Anwohner im benachbarten Karl-Kunger-Kiez zählten aber offensichtlich nicht dazu. Bis heute gab es keine Informationen zum Haus hier im Stadtteil.“ Das sei vor allem deswegen schade, weil die Bewohner dieses Kiezes sich besonders offen für die Aufnahme und Integration von Geflüchteten zeigen würden.
„Ich gehe davon aus, dass es viele Anwohner hier gibt, die gerne als Ehrenamtler vor Ort aktiv werden würden“, so Düsterhöft, der selbst mehrfach erfolglos eine Bürgerinformation beim Senat und beim Treptow-Köpenicker Bezirksbürgermeister Oliver Igel eingefordert hatte.
Intensive Gespräche wurden geführt
Doch jetzt ist Abhilfe in Sicht. „Der Betreiber der Unterkunft, der Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung, wird in den kommenden Tagen eine E-Mail-Adresse freischalten, über die sich Bürger direkt mit der Ehrenamtskoordination in Verbindung setzen können“, verspricht Sascha Langenbach. Zudem habe man dort bereits etliche Gespräche mit lokalen Initiativen und dem nächstgelegenen Familienzentrum geführt, die jetzt intensiviert werden sollen. Auch auf bezirklicher Ebene wurde Kontakt mit dem Integrationsbeauftragten sowie dessen Koordinatorin der ehrenamtlichen Tätigkeit geknüpft. Sascha Langenbach empfiehlt, jetzt den Kontakt mit dieser Bezirksstelle einfach aufzunehmen.
„Selbstverständlich werden Leitung und Team der Kiefholzstraße bei zukünftigen Aktionen die Nachbarschaft aus beiden Bezirken miteinbeziehen. Allerdings muss das Team zunächst die Bedarfe der Bewohnerschaft abfragen“, so Langenbach. Die genaue Projektplanung benötige etwas Zeit. Voraussichtlich zum 1. Dezember wird dort ein Deutschkurs mit Kinderbetreuung angeboten. Zudem seien Sportangebote und ein Theaterprojekt für Kinder und im Frühjahr eine Garten-pflanz-Aktion geplant, bei der sich Bewohner und Nachbarn gemeinsam um die Bepflanzung von gespendeten Blumenkästen kümmern könnten. Genügend Spielraum also, um Kontakte mit den neuen Nachbarn über die Bezirksgrenze hinaus zu knüpfen.
Kontakt zur Integrationsstelle des Bezirk
bianca.reuper@bim-berlin.de
Datum: 18. November 2018, Bilder und Text: Stefan Bartylla