Der Fischotter wurde zum Wildtier des Jahres 2021 gekürt

Seit 2017 wählen die Förderer der Deutschen Wildtier Stiftung ein „Wildtier des Jahres“, auf das in der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht werden soll. Sei es aufgrund seiner Gefährdung, der Bedrohung seines Lebensraumes oder weil es einen Mensch-Wildtier-Konflikt hervorruft. In diesem Jahr wurde der auf der Roten Liste stehende und besonders geschützte Fischotter (Lutra lutra) gewählt.

Der Fischotter ist eine der größten heimischen Marderarten. Er ist ein Einzelgänger mit faszinierenden Anpassungen an seine Lebensweise im Wasser und an Land. Wie ein artistischer Kunstschwimmer jagt er Fische und taucht nach Amphibien, ist aber auch an Land geschickt in der dichten Ufervegetation auf der Suche nach Nahrung. Sein einmaliges Fell wäre ihm fast zum Verhängnis geworden: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Fischottern nachgestellt, um ihre kostbaren Pelze zu verarbeiten. Zudem wurden sie als Schädlinge an Fischteichen stark bejagt und viele Fischotter ertranken in Fischreusen. In vielen Teilen Deutschlands gilt der Fischotter nach wie vor als ausgestorben.

Starker Antrieb

Fischotter sind große, muskulöse Marder mit dunkelbrauner Oberseite und flachem, breitem Kopf. Der kräftige Schwanz misst ungefähr ein Drittel der Gesamtkörperlänge. Bei der Jagd auf Fische und Amphibien bewegt sich der Fischotter mit großer Eleganz und Schnelligkeit im Wasser und ist ein ausdauernder Taucher. Der kräftige Schwanz dient als Steuer, die Schwimmhäute an den vier Pfoten liefern einen starken Antrieb.

Augen, Ohren und Nase bilden beim Schwimmen eine Linie oberhalb des Wasserspiegels. Mit Hilfe der stark ausgeprägten Vibrissen (Tasthaare) machen Fischotter ihre Beute (Fische, Amphibien, Wasservögel, kleine Säugetiere, Krebse und Wirbellose wie Schnecken und Insekten) auch im trüben Wasser ausfindig. Der ausgewachsene Fischotter hat in Deutschland kaum natürliche Feinde. Wolf, Luchs und Seeadler haben nur einen geringen Einfluss auf die Populationsdichte.

Keine Fettschicht

Sein extrem dichtes Fell schützt den Fischotter gegen Nässe und Kälte. Bis zu 70.000 Haare befinden sich auf einem Quadratzentimeter Haut – ein Rekord unter heimischen Wildtieren. Insgesamt kommen so bis zu 140 Millionen Haare zusammen, die für die notwendige Isolation sorgen. Diese sind miteinander verzahnt und bewirken auf diese Weise, dass im Wasser Luft zwischen ihnen eingeschlossen wird, die der Thermoregulation dient. Die Haut des Otters bleibt so immer trocken und warm – sogar wenn sie unter Wasser ist.

Versteckte Höhle

Die Paarungszeit, in der Männchen und Weibchen einige Tage zusammen verbringen, liegt hierzulande im Februar und im März. Dann ist das Nahrungsangebot während der Jungenaufzucht im Frühjahr am größten. Nach rund zwei Monaten Tragzeit werfen die Weibchen meist ein bis drei Junge im Schutz einer gut versteckten Höhle. Die Jungen werden rund drei Monate lang gesäugt, begleiten ihre Mutter aber bereits mit sechs Wochen gelegentlich auch ins Wasser. Die Männchen beteiligen sich nicht an der Jungenaufzucht.

Tödlicher Umweg

Zu den größten Bedrohungen gehört der Straßenverkehr. Besonders an Brücken kommt es häufig zur Kollision. Gibt es unter den Brücken entlang des Flusses keinen Uferstreifen oder ist die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers unter der Brücke besonders stark, vermeidet es der Fischotter unter Brücken hindurch zu schwimmen. Lieber nimmt er den oft tödlichen Umweg in Kauf.

Datum: 22. Juli 2021, Text: Redaktion, Bild: Imago/Hohlfeldwww.deutschewildtierstiftung.de